„Ick hab keenen Bock mehr auf Burger“, antwortet David Wiedemann lachend und berlinernd auf die Frage, warum er sich für ein Schnitzel-Konzept entschieden habe und neben seiner bekannten Bar „Reingold“ nun auch ein Abendrestaurant betreibt: die „Berliner Schnitzel Bude“.
Burger-Bräter gibt es 2015 auch mehr als genug in der Stadt. 2003, als das „White Trash“ in einem Ex-Chinarestaurant auf der Torstraße seine erste Location bezog, war das noch ganz anders, erinnert sich Wiedemann: „Da gab es kein The Bird, da gab es Hamburger bei McDonalds und Burger King. Wally („White Trash“-Gründer Walter Potts, d. Red.) hat es geschafft, den Burger neu zu etablieren. Diesen Weg will ich mit dem Schnitzel gehen.“ Schlicht und ergreifend was Leckeres zu essen anzubieten, sei sein Plan: „Drei Schnitzel, sieben Beilagen. Ganz einfach. Keine Haute Cuisine.“
Das Schnitzel vom Rind ist so flunderplatt und zart mager, wie es sein muss, das Putenschnitzel Wiener Art weiß ebenfalls zu gefallen. Für Vegetarier gibt es eine Austernpilz-Variante, auch die überzeugt. Besonders tun das die frischen Beilagen: Angemachter Kartoffel-Radieschen-Salat, Bratkartoffeln mit Schluppen und Paprika-Rahmkraut gibt es unter anderem. Dazu zwei Dips, hausgemachte Remoulade und Aprikosensenf.
Die „Schnitzelkompetenz“ liegt in der Familie: Stefan Schneck, Wiedemanns Stiefvater und Geschäftspartner, ist Betreiber der in Berlin und darüber hinaus bekannten „Schnitzelei“. Nun werden Einkaufs- und Lieferantenkontakte synergetisch genutzt, mit zwei Schnitzelrestaurants lassen sich Preise noch vorteilhafter für die Betriebe verhandeln. Stefan Schneck managt das Backoffice der „Schnitzel Bude“ ebenso wie jenes des „Reingold“, David Wiedemann ist Geschäftsführer und „Rampensau“, wie er es selbst nennt. Event- und Messe-Caterings führt man ebenfalls zusammen durch. Eine echte Gastronomenfamilie.
Platziert hat man sich mit dem neuen Konzept mitten auf der touristisch frequentierten und mit vielen günstige(re)n Gastronomien bestückten Oranienburger Straße in Mitte, gegenüber vom legendären ehemaligen Tacheles. Das Gebäude, in dem man sich hier befindet, wird in zwei Jahren bis auf die Grundmauern kernsaniert. Weil das so ist, ist die „Schnitzel Bude“ quasi ein Pop-up-Restaurant, Laufzeit vorerst begrenzt, bis die Handwerker anrücken. Ob und wie es danach weitergeht – offen.
Entsprechend provisorisch das Interieur: Die Wände hat Wiedemann mit einfachen Holzplanken verdecken lassen, die alten Ornamente des vorherigen mexikanisch-indischen (!) Restaurants schimmern hintergrundbeleuchtet durch die Schlitze durch. Ganz hinten, zum WC-Bereich hin, befindet sich eine Glastür. Mit dem ganzen Holz drumherum würde es einen nicht wundern, wäre auf der Tür ein Schild „zur Sauna“ angebracht. Der Betreiber berichtet schmunzelnd, dass man anfangs tatsächlich über den Namen „Schnitzelsauna“ nachgedacht habe. Dauerhaft hätte das aber eher seltsam geklungen, findet er. Allerdings.
Bleibt noch die Frage nach Longdrinks und Cocktails, schließlich liegt da doch die Kernkompetenz des Bar-Betreibers. Man bringe nun einen wöchentlichen Drink mit Bezug zu Berlin auf die Karte, erfahren wir. Ansonsten aber fokussiert man sich auf Bier und Shots (u.a. gibt es Ferdinand Gin, den Berlin-Klassiker Mampe, und aktueller Topseller ist der gut zum Schnitzel passende Kümmelschnaps von Helbing aus Hamburg). Auf der Straße werden Cocktails teils für 3,50 Euro angeboten, weil die eingesetzten Waren solch einen Tiefpreis hergeben. Da brauche man mit Drinks, die beim eigenen Anspruch an hochwertigen Inhalt sieben, acht Euro kosten müssten, hier gar nicht erst anzufangen. „Dafür habe ich ja meine Bar“, erklärt Wiedemann. Und die ist nur einen kurzen Fußweg entfernt in der Novalisstraße.
Schnitzel Bude Berlin
Oranienburger Straße 46
10117 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ab 18 Uhr
www.schnitzel-bude.de