„Social media is the toilet of the internet.“
Da hat sie aber einen rausgehauen! In einer Latenight-Show brachte Lady Gaga ihre Abscheu gegenüber den sozialen Medien sehr prägnant auf den Punkt.
Die Kritik ist bekannt. Die Macht, die Facebook, YouTube, Twitter und Co. haben, Meinungen zu bilden und zu verstärken, wird oft argwöhnisch betrachtet. Vor allem, weil viele Falsch- und Desinformationen verbreitet werden, böse Kommentare im Netz kursieren und User*innen einander bisweilen heftig beleidigen.
Auf der anderen Seite steht aber eine Vielzahl positiver Entwicklungen, die uns Social Media beschert hat: Man kann in Sekundenschnelle Texte, Bilder und Videos mit vielen Menschen selbst über große Distanzen austauschen, Menschen informieren und begeistern. Die gute alte Mundpropaganda funktioniert also im Netz bestens. Und sogar multimedial und schneller, als dies in der Offlinewelt jemals möglich war.
Lasst uns das nicht vergessen: Gerade die Mundpropaganda war für die Gastronomie schon immer eines der wichtigsten Marketing-Instrumente!
Die Vorteile der sozialen Netzwerke sind natürlich auch jemandem wie Lady Gaga bestens bekannt. Die zwar über Social Media lästert, aber ihre Konten nach Kräften bespielt und z. B. bei Instagram 75 Mio. Follower*innen hat. Also lohnt sich für sie in Summe das Invest in die sozialen Netzwerke und wiegt alle Nachteile auf, die im Fall der Sängerin und Schauspielerin sicherlich da sind, schließlich vertritt sie viele sehr kontroverse Positionen.
Im Gastgewerbe ist man da doch deutlich entspannter unterwegs. Hier geht es normalerweise nicht um politische Positionen, sondern um gutes Essen und Trinken, Gastlichkeit und Geselligkeit – also um Themen, die einigen, statt Streit zu provozieren.
Der berühmte Shitstorm im Netz ist für Gastgeber*innen also kaum zu erwarten. Stattdessen dürfen sie davon ausgehen, dass Gäste sich vor allem über ihre positiven Erfahrungen und ihre gute Zeit und den Genuss online austauschen wollen. Das belegt auch eine Studie von TripAdvisor zu dem Thema. Und wenn Gäste einander erzählen, wie besonders das Essen, wie fix der Service und wie angenehm das Ambiente waren, dann ist das ist doch mal eine richtig feine Werbung fürs eigene Geschäft!
Um Social Media positiv für sich zu nutzen, haben sich drei Wege als besonders zielführend erwiesen:
- Eigene Accounts mit attraktiven Inhalten. Hier präsentieren Gastgeber*innen ihren Follower*innen mit Bild, Video und Text ihr Leistungsangebot und weisen auf Neuerungen, Events, Aktionen usw. hin. So bleiben Gäste immer up-to-date, werden zum Wiederkommen animiert – und sie können die Inhalte im Freundes- und Bekanntenkreis weiterposten, was die Reichweite steigert.
- In WhatsApp- (oder Telegramm, Signal-) Gruppen könnt ihr interessierte Gäste aufnehmen und aktiv mit Text, Bild, Video über vergangene oder kommende Events informieren und den Austausch innerhalb der Gruppe ermöglichen. Derart fest integriert, bindet Ihr Eure Gäste noch besser an Euer Unternehmen. Gerade für kleine Betriebe ist dies eine interessante Möglichkeit. Ich denke dabei am Kneipen mit Kegelbahn oder Dartplätzen, die mit Social-Media-Gruppen eine tolle Plattform für die aktiven Teams bereitstellen. Oder Kulturcafés, die hier perfekt für Konzerte, Lesungen oder Ausstellungen werben und die Diskussion über vergangene Events ermöglichen.
- Der vielleicht wichtigste Weg mit Social Media die Mundpropaganda im Netz zu befeuern, startet in der Offline-Welt: Und zwar, indem Gastgeber*innen „instagrammable moments“ schaffen. Spannend angerichtete und raffinierte Speisen und Getränke werden mit Vorliebe fotografiert oder gefilmt und auf Social Media fleißig geteilt. Auch liebevoll gestaltete Lokale sind beliebte Film-und Fotomotive, genauso wie Events. Wer sich ein bisschen auf Instagram umschaut, erkennt schnell, welche Motive bei den Gästen aktuell besonders beliebt sind und kann die Gestaltung der eigenen Kreationen und Umgebung entsprechend ausrichten. Ob man mehr dem Mainstream folgt oder sich eher in einer Nische positioniert, hängt von der eigenen Philosophie ab. Aber in jedem Fall ist es ratsam, Trends zumindest teilweise aufzugreifen. Wer hingegen komplett gegen den Strom schwimmt, kann zwar vielleicht einen neuen Trend schaffen und zum Superstar werden. Es besteht aber auch das Risiko, komplett ins Abseits zu trudeln. Ob für euch solch eine radikale Strategie infrage kommt, hängt von Eurem Selbstbewusstsein und Eurer Risikobereitschaft ab.
In Summe können wir festhalten: In der Welt der Schönen, Reichen und ganz schön Reichen mag Social Media bisweilen ein „dirty business“ sein.
Für gut geführte Gastronomiebetriebe dagegen hat sich Social Media als wertvoller Baustein für das eigene Marketing erwiesen, in den es sich lohnt zu investieren. Und bei dem Gastgeber*innen weiterhin sehr nah bei den ganz klassischen Tugenden bleiben können: Nämlich mit anspruchsvoller Gastlichkeit und hohem Niveau bei den Kreationen aus der Küche und von der (Café-)Bar ihre Gäste zu begeistern. Die dann ihren Freunden und Bekannten von ihrem tollen Erlebnis erzählen. Nur eben nicht mehr nur mündlich, sondern auch multimedial über die sozialen Netzwerke.
Unser Kolumnist Jochen Stähler ist Experte für Digitalisierung, hat selbst mehrere Jahre erfolgreich Gastronomien betrieben und hat das Fachbuch Gastro.Digital geschrieben. Mehr Infos auf seinem Blog.