Geschichten erzählt durch Kulinarik: Stories Pop-up Kitchen, Heidelberg

von Laura Klingenberg

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Das Thema Pop-up-Gastronomie hat sich überlebt? Von wegen: Wie spannend es sich immer noch inszenieren lässt, zeigt das Konzept „Stories“.

Nicht aus London, nicht aus Berlin, sondern aus Heidelberg: Dort eröffnen – und schließen, gehört ja dazu – die Macher des Restaurants Neo , zu dem auch ein Catering und ein Streetfood-Business gehört, seit 2018 Pop-ups. Mittlerweile haben sie schon das dritte Pop-up am Start – dieses Mal ist die Location ein ehemaliges Spielwarengeschäft in großer Dimension.

Aus dem schon seit vier Jahren leer stehenden Gebäude des ehemaligen „Toys “R” Us“ in der Blücherstraße in Heidelberg schallen Techno-Bässe, und auch das lilafarbene Licht im Eingang lässt erahnen, dass sich hier wieder Leben regt. Und wie: Denn hier hat im Herbst 2019 die dritte Version des Pop-up-Restaurants „Stories“ eröffnet. Im Inneren des Gebäudes spielen die Gäste im Bällebad, zocken Mario-Cart und aus allen Ecken hört man freudiges Gelächter. Kellner in Pac-Man-Shirts servieren das Gourmet-Menü des Sternekochs Dominik Markowitz, das von einer beeindruckenden Weinauswahl begleitet wird.

Hinter dem ungewöhnlichen Konzept stecken einmal mehr die kreativen Köpfe des Heidelberger Restaurants „Neo“ und des „Palais Prinz Carl“, Swen und Jens Schmitt, Sven Günther und Daniel Marquardt. In enger Zusammenarbeit mit dem Designer Wolfram Glatz erschafft das Quartett temporär inszenierte, besondere Orte für die Region.

Unsere Autorin Laura Klingenberg, gebürtige Heidelbergerin und Wahlberlinerin, sprach mit Daniel Marquardt (Foto).

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Pop-up-Gastronom: Daniel Marquardt

Daniel, kannst du den Lesern kurz euer Konzept vorstellen?

Seit Ende 2018 eröffnen wir immer für vier Monate unsere Pop-up-Restaurants in außergewöhnlichen Locations in Heidelberg. Das erste fand im neu gestalteten, urbanen Bahnbetriebswerk in der Bahnstadt statt. Von Februar bis Mai 2019 zog das temporäre Restaurant dann aus dem Bahnbetriebswerk in den Spiegelsaal des „Palais Prinz Carl“. Wir wollen mit jedem Pop-up die Kulinarik in den Mittelpunkt stellen und gleichzeitig die Gäste in eine atemberaubende Welt entführen.

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Vom Betriebsbahnhof in den mondänen Palast: „Stories“ eins und zwei. Alle Fotos: Thilo Ross

Wie kamt ihr auf die Idee, ein Spielwarengeschäft in ein temporäres Restaurant umzuwandeln?

Wir wollten das dritte Pop-Up ursprünglich im alten Frauenbad in Heidelberg machen. Allerdings konnten wir uns mit dem Vermieter über einige Punkte nicht einigen. Also mussten wir schnell was Neues finden. Das ehemalige Toys “R” us hatte unser Designer und Architekt Wolfram Glatz schon länger im Visier. Also kontaktierten wir spontan den Eigentümer des Gebäudes, das der Pfitzenmeier-Gruppe gehört. Der Eigentümer überließ uns ziemlich unkompliziert das Gebäude und lässt uns bei der Umgestaltung viel Freiraum. Ein gutes Verhältnis zum Vermieter ist höchstes Gebot bei solchen Vorhaben.

Müsst ihr quasi alle vier Monate ein neues Restaurant eröffnen? Ist das nicht sehr aufwendig?

Ja. Nur dass der große Unterschied darin besteht, dass zum Beispiel unser „Neo“ von vornherein als Restaurant gebaut und konzipiert wurde. Die ganzen Vorschriften konnten wir in der Planung und während des Baus berücksichtigen. Aber keiner dachte ja beim Bau eines Toys “R” Us, dass hier mal ein Abluftsystem für eine Küche eingeplant werden muss.

Lohnt sich finanziell der ganze Aufwand überhaupt?

Die Investitionssumme ist von Pop-up zu Pop-up unterschiedlich. Sie liegt grob zwischen einem hohen fünfstelligen und niedrigen sechsstelligen Betrag. Man kann natürlich auch Sachen von den Pop-ups zuvor verwenden, wie zum Beispiel die Stühle. Aber wenn man eine leerstehende Halle gestalten will, wie hier mit der Rainbow-Bar, dem Bälle-Bad und einer gewissen gastronomischen Infrastruktur, kommt man an den hohen anfänglichen Kosten nicht vorbei.

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Rechnet sich das überhaupt am Ende des Tages?

Wenn wir hier mit einer schwarzen Null raus gehen, dann sind wir zufrieden. In so kurzer Zeit einen so hohen Invest zu decken, ist sehr schwierig. Wir wollen eher den Bekanntheitsgrad unseres ganzen Unternehmens mit all den dazugehörigen Projekten steigern. Dazu gehört zum Beispiel auch unser Catering-Unternehmen. In Zeiten von Social Media sind solche Pop-Ups sehr wichtig für die Publicity.

 Was waren hier größten technischen Herausforderungen?

Definitiv der knappe Zeitraum. In 20 Tagen aus einem leeren, verlassenen Ladengeschäft eine Restaurant mit Küche aus dem Boden zu stampfen, war ein Kraftakt. Ist es immer, aber diesmal war es echt brenzlig, doch es hat geklappt.

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Was habt ihr als nächstes geplant?

Wir eröffnen dieses Jahr noch im Zentrum von Heidelberg das erste Rooftop-Restaurant mit einem 360-Grad-Blick über die Dächer Heidelbergs. Außerdem wollen wir unsere Pop-up-Konzepte deutschlandweit an interessierte Gastronomen weiter verkaufen. Wir könnten das komplette Setting, zum Beispiel von „Alice im Wunderland“, mitliefern. Damit können Gastronomen neue Kunden akquirieren und ihren Bekanntheitsgrad enorm steigern.

Mehr Infos zur Stories Popup Kitchen hier.

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