Storytelling in der Gastronomie: Das empfehlen PR-Expert*innen

von Susanna Glitscher
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Alle Fotos: Angelika Schwaff, www.reise-freunde.com

Es ist eine schöne Tradition in Berlin, dass das Netzwerk Terroir einmal im Monat zu einer Diskussionsrunde rund um spannende Themen der Gastronomie einlädt. Die von Arlene Stein initiierten Events sind immer kostenlos und finden montags statt. Neben bekannten Gesichtern der Berliner Szene sind auch regelmäßig spannende Impulsgeber*innen aus anderen Städten zu Gast.

Die November-Ausgabe drehte sich um Food-PR. Angeregt hatte das Thema der bekannte Koch Tim Raue etwa ein Jahr zuvor, als er an einem Panel zum Marketing von Restaurants teilnahm und vorschlug, man solle doch mal die echten Profis befragen: Die Männer und Frauen, die als Selbstständige, in Agenturen oder Inhouse die Kommunikation von Restaurants und Köchen gezielt steuern.

Gesagt, getan: Angereist waren Virginia Anne Newton aus Kopenhagen, die dort fest angestellt die PR für das Restaurant Geranium leitet, Kristian Brask Thomsen, Inhaber von Bon Vivant Communications sowie Sarah Canet von Spoon PR aus London, die die Kommunikation der World’s 50 Best Restaurants betreut. Aus Berlin dabei waren Regine Schneider, die mit  Die Schneiderei – Atelier für Texte und Konzepte ihre eigene Agentur gründete und u.a. Tim Raue vertritt, sowie Rose McCullough, die selbstständig für verschiedene Food-Unternehmen arbeitet. Spannend: Dem Expert*innen-Panel wurden zwei konkrete Gastronomien aus Berlin vorgestellt, die sie analysieren sollten. 

„Du hast tolle Geschichten zu erzählen!“

Den Auftakt machte Zed Marke von Moksa, einem indischen Restaurant in Berlin-Kreuzberg, das sich auf Tandoori Chicken und Naan-Brote spezialisiert und erst diesen Sommer eröffnet hat. Die PR-Expert*innen, die vor dem Panel dort essen waren, kommentierten vor allem, dass man über die Geschichte und die Idee hinter dem Restaurant kaum etwas online lesen könne. „Schreib deine Geschichte auf und lass sie die Leute wissen. Du hast so viele tolle Geschichten zu erzählen!” merkte Regine Schneider an. Webseiten seien ein großartiges Marketing-Tool für alle Restaurants, die kein großes Budget für PR haben.

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Betreiber Zed Marke vom Moksa rieten die Experten, die Geschichte hinter der Geschichte zu erzählen

„Die Website ist das erste, was deine Kunden von deinem Restaurant sehen“ so Virginia Anne Newton. Auch sich mit der indischen Community in Berlin zu vernetzen und die Botschaft des Landes zu vermitteln, sei eine Möglichkeit, ergänzte Rose McCullough: „Du solltest die indische Kultur zelebrieren und Teile einer wachsenden indischen Kultur in Berlin sein. Denn zur Zeit gibt es noch nicht viele gute indische Restaurants hier.” 

And here’s to you, Mrs. Robinson’s

Als nächstes trat Samina Raza von Mrs. Robinson’s an das Mikrofon. Gemeinsam mit ihrem Partner eröffnete sie vor drei Jahren das Restaurant im Prenzlauer Berg, seitdem hat sich die Ausrichtung der Karte einige Male verändert. Wie aber kommuniziert man das neue Angebot und Konzept den Gästen? Die Rückmeldung der PR-Experten war, das man auch über dieses Restaurant zu wenig im Vorfeld online erfahren kann. Die Website ist sehr simpel und kommt fast ohne Text aus; auf Instagram werden ebenfalls keine Produzenten genannt oder Mitarbeiter vorgestellt.

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Die Vielfalt ihres Teams abbilden: Auch Samina Raza von Mrs. Robinson’s (links) ließ sich von den Kommunikationsexperten Tipps geben

„Ich konnte mir anhand der Website nicht vorstellen, wie euer Restaurant aussieht oder woher ihr euren Namen habt, aber wenn du es erzählst, dann erweckst du das ganze Konzept zum Leben“, erklärte Newton der Gastronomin. Im Mrs. Robinson arbeiten 12 Personen aus 12 verschiedenen Nationen, erzählte Raza. „Nutzt das – stellt sie auf Social Media vor oder initiiert eine Reihe, zu der ihr 12 Köche aus den jeweiligen Ländern für ein Dinner bei euch einladet”, riet Sarah Canet.

Hier zusammengefasst einige Tipps der Expert*innen für gute PR, die nicht viel kosten muss:

  • Instagram: Der ideale Ort, um mit potentiellen Gästen und Fans ins Gespräch zu kommen. Hier kann man die Geschichten seiner Lieferanten erzählen, die Mitarbeiter vorstellen oder Einblicke hinter die Kulissen geben – wie Fotos vom Mitarbeiteressen. Wichtig sind eine gute Qualität der Fotos und regelmäßige Postings.
  • Pop-Up-Dinner: Je nach Ausrichtung des Restaurants kann man eine regelmäßige Reihe etablieren zu der man, wie z.B. im Fall von Moksa, indische Köche einlädt. So wird man zum Experten einer gewissen Küchenausrichtung in seiner Stadt, baut sich eine Fanbase auf und animiert zum erneuten Besuch.
  • Workshops: Wenn man spezielle Zutaten oder Techniken verwendet, kann man zu Workshops in sein Restaurant einladen und auch Produzenten oder Zulieferer dazu einladen. Indische Gewürze, Fermentation, Naturwein… Themen gibt es bestimmt viele.
  • Journalist*innen: Man kann die Presse zu einem Dinner einladen oder, mit etwas mehr Aufwand, eine Reise zu den Produzent und Bauern in der Umgebung planen. Gut vorbereitet, werden ihnen gute Erinnerungen im Gedächtnis bleiben.
  • Newsletter: Ist erstmal ein Verteiler aufgebaut, kann es zu mehr Reservierungen führen, wenn man regelmäßige Newsletter verschickt. Wichtig ist natürlich, dass man etwas zu erzählen hat.
  • Anzeigen: Für Anzeigen in Magazinen zu bezahlen, macht meistens wenig Sinn und bringt kaum neue Kunden. Besser ist, man sieht sich regelmäßig seinen Eintrag bei Google an, reagiert auf Bewertungen, aktualisiert die Öffnungszeiten und lädt ansprechende Fotos hoch. Viele Gäste orientieren sich heute an den einschlägigen Guides und an Google Rankings.
  • Influencer*innen: Herausfinden, wer die einflussreichen Instagrammer*innen der Stadt sind und sie direkt bei Instagram anschreiben. Man kann sie zu einem Essen ins Restaurant einladen, von bezahlten Kooperationen wird jedoch abgeraten. 
  • Customer Touchpoints: Wo überall kommt der Gast mit dem Restaurant in Berührung? Wie sieht die Website aus, was steht bei der Online-Reservierung, wie ist die Begrüßung im Restaurant? Spricht das alles eine Sprache? Wird der Gast an einer Stelle gesiezt, aber an der anderen geduzt? Hier ist Konsistenz gefragt. 
  • Purpose: Gerade der jungen Generation wird es immer wichtiger, dass sich mit dem Unternehmen auch eine Sinnhaftigkeit verbindet: Unterstützung einer sozialen Einrichtung, Bezug des Gemüses nur aus der Region oder kompletter Verzicht auf Plastik beispielsweise. So etwas kann und sollte auch kommuniziert werden. 

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