Trinkgeld kann man in einer Bar zurzeit nicht geben – weil keine Bar geöffnet ist. Aber man kann es von zu Hause aus tun und bei jedem Drink auf dem heimischen Sofa eine Bar, die man sonst besucht, damit pragmatisch unterstützen. Möglich macht es die Initiative Support Your Local Bar. Einer der Köpfe hinter ihr ist Joscha Hennigsen aus Hamburg. Wir haben dem Branchenkenner ein paar Fragen zu SYLB gestellt.
Joscha, wie kam es zu der Idee mit dem digital übermittelten Trinkgeld, dem „Coronition Tip“?
Trinkgeld ist für uns alle in „normalen Zeiten“ ja das etablierteste Dankeschön – abseits des ausgesprochenen Wortes – an Bartender, Serviekräfte, Köche und Gastronomen allgemein. Nun sitzen wir in diesen „Corona-Zeiten“ alle zu Hause und machen es uns hoffentlich so schön wie möglich: mit guten Drinks, bestem Essen, einem Glas Wein etc. – eben all den schönen Dingen, die uns die Gastronomie über Jahre hinweg gezeigt und vorgelebt hat – während Gastronomen ihre Läden schließen und Personal entlassen müssen und eine ganze Branche Stück für Stück zerbricht. Da war für uns klar: Jedes Glas Wein, jedes Bier und jeder Drink zu Hause soll genauso mit einem Trinkgeld für die Jungs und Mädels da draußen versehen werden. Denn wir profitieren auch jetzt noch von ihrer Leidenschaft und ihrem tollen Service der letzten Jahre.
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Betriebe mitmachen können?
Grundsätzlich können alle gastronomischen Betriebe in Deutschland daran teilnehmen, sich online anmelden und dann danach Trinkgeld für ihr Personal empfangen. Dabei muss beachtetet werden: Trinkgelder werden nur unter bestimmten Bedingungen steuerfrei gehandhabt. Wenn diese nicht eingehalten werden, müssen die Beträge als reguläre Einnahmen versteuert werden. Wir setzen uns, sofern möglich, aber dafür ein, dass Finanzbehörden in dieser schwierigen Zeit etwas Nachsicht haben. Ob das dann auch so klappt, ist immer noch eine andere Frage.
Fragen gibt es rechtlicher Art ja sehr viele dieser Tage. Ihr wollt auch Rechtsberatung anbieten. Wie genau?
Wir haben die vergangenen Tage viel Zeit damit verbracht, mit Kanzleien und Steuerberatern zu sprechen und möglichst perfekte Bedingungen für die Gastronomen auszuhandeln – meistens war das auch überhaupt kein Problem: Die Bereitschaft, selbst kostenlos zu helfen, ist sehr groß. In den folgenden Tagen veröffentlichen wir den Bereich „Support erhalten“ auf der Seite und zeigen dort alle uns bekannten Adressen und Kontaktdaten und führen eine Übersicht über die wichtigsten Punkte auf.
Welche Unterstützung kommt aus der Industrie bzw. aus den Branchen rund um die Gastronomie herum?
Wir haben alle Partner transparent auf der Website aufgeführt. Diese Marken haben die entstandenen Kosten für Programmierung, Design, Hosting etc. getragen. Außerdem gibt es eine große Gruppe Freiwilliger aus verschiedensten Unternehmen der Industrie, Agenturen und Medien, die mit ihrer Arbeitszeit und ihrem Engagement unterstützen. Die sind auf der Seite ebenfalls namentlich genannt. Alles, was an monetären Zuwendungen übrig bleibt, wird gespendet.
Können Unternehmen über euch auch eine größere Summe spenden? Oder wie können sich Marken hier engagieren?
Aktuell gibt es keine Möglichkeit, größere Summen über unsere Plattform zu spenden. Wir sprechen aber mit einigen Partnern und Verbänden und werden auch dazu in Kürze Hinweise und Empfehlungen aufzeigen.
Welche weiteren Maßnahmen habt ihr geplant?
Den angesprochenen Bereich „Support erhalten“ wollen wir umfangreich ausbauen. Ansonsten fokussieren wir uns auf die Ansprache von Gastronomen und das Generieren von Aufmerksamkeit und Social Buzz unter Bar-affinen Konsumenten, damit möglichst viele Menschen ihren Lieblingsbars und -Bartendern ein Trinkgeld zukommen lassen können.
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