Dass sie den Kopf in den Sand steckt, weil ihre Pandemie-bedingt geschlossene Bar bis auf Weiteres keine Wiedereröffnungsperspektive hat, kann man Susanne Baró Fernández wahrlich nicht vorwerfen: In Eigenleistung hat die Betreiberin des „Timber Doodle“ in Berlin-Friedrichshain ein umfangreiches Hygienemusterkonzept ausgearbeitet. Es soll als Vorschlag und Vorlage dienen, damit gastronomische Betriebe in allen Bereichen für Sicherheit und Schutz gegen Infektionen und auch unter erschwerten aktuellen Bedingungen für Wohlbefinden von Gästen und Mitarbeitern sorgen können.
Sie ist überzeugt: Auch Bars können die strengen Auflagen erfüllen, unter denen nun Restaurants wieder starten dürfen. Doch die Ampel für Bars steht weiterhin auf Rot. Wir sprachen mit der Gastronomin.
Susanne, nach aktuellem Stand dürfen Bars und Kneipen auch weiterhin nicht wieder eröffnen. Während man bei Restaurants, trotz der strengen Auflagen, schon etwas Aufbruchsstimmung vernimmt, macht sich im Barbereich meiner Beobachtung nach langsam Resignation breit. Teilst du diese Beobachtung?
Auf jeden Fall. Es ist diese Perspektivlosigkeit, die einen verzweifelt zurücklässt. Es ist ja nicht nur so, dass noch nicht wieder geöffnet werden darf, sondern dass in den meisten Bundesländern das Eröffnungsdatum auf „rot“, also auf unbestimmt gesetzt wurde. Man weiß daher nicht, ob und wann man wiedereröffnen darf. Nach der letzten Pressekonferenz des Berliner Senates (am 12. Mai, Anm. d. Red.) zum Beispiel hieß es, dass eher Veranstaltungen mit 250 Leuten stattfinden als dass Bars wieder öffnen können. Nicht zu wissen, wann es weitergeht, macht es unglaublich schwer weiter zu kämpfen: Man kann nicht kalkulieren und schätzen, wie lange die zu überbrückende Durststrecke noch geht – oder ob man lieber jetzt die unternehmerische Reißleine ziehen sollte.
Wie bewertest du diese „rote Ampel“ für die getränkelastige Gastronomie im Verhältnis zur speiseorientierten, die nun unter Auflagen wieder starten durfte?
Ich finde die Differenzierung sehr schwierig und juristisch wackelig. Speisegastronomie zu erlauben, weil sie der Grundversorgung dient, ist sicher richtig und bedarf einer Bevorzugung. So weit, so gut. Wenn aber die Möglichkeit besteht, im Restaurant auch nur zu trinken, und das ist ja auch nicht unüblich, dann kommt es zu einer Ungleichbehandlung von wesentlich Gleichem. Gerade klassische Bars weisen kaum einen Unterschied zu den Abläufen im Restaurantbetrieb auf.
Ich gehe davon aus, dass sich Barbesuche während der Schließung der Bars eben auf den Restaurantbereich und in die Hotellerie verlagern werden, die ja regulär Cocktails und Spirituosen mit anbieten. Allein darum läuft die „rote Ampel“ ins Leere. Das Totschlagargument war und ist ja immer, dass aufgrund des Alkoholkonsums Abstandsregelungen nicht eingehalten werden könnten. Diese Regelungen scheinen aber in Restaurants kein Problem zu sein, wenn dort Bier getrunken wird. Ich würde mir daher wünschen, dass man viel eher auf die Anzahl der bewirteten Gäste und die Besonderheiten der verschiedenen Gastronomietypen abstellt, als auf den pauschalen Namen am Eingangsschild – Speisen hin oder her.
Das gesamte Gespräch gibt es auf der Seite unseres Kooperationspartners Bar Convent Berlin.