Ein Hybrid aus Kantine und Restaurant hat Koral Elci von der „Kitchen Guerilla“ in der Hamburger City eröffnet. Bestellt und bezahlt wird ausschließlich digital, einen Service gibt es nicht – dafür Speisen in hoher Qualität zum verhältnismäßig kleinen Preis. Wir haben uns die „Urban Canteen“ angeschaut.
Im ersten Moment könnte man denken, der Name Table Dot stünde für ein Digital-Startup, ein Dotcom-Unternehmen mit Fokus Food. Doch dem ist nicht so: Das „Dot“ steht hier für das französische „d’hôte“. „Table d’hôte“, Tisch des Gastgebers, steht für eine Karte mit festen Speisen, festem Preis, ohne Menü und ohne allzu viele Variations- und Kombinationsmöglichkeiten. Also ziemlich genau das, was ein typisches Lunchkonzept bzw. -Angebot ausmachen sollte. „Table Dot“ hat Koral Elci, der Kopf der Hamburger Kitchen Guerilla (wir portraitierten ihn und sein „Cantina“-Konzept hier), ins Leben gerufen.
„Urban Canteen“ lautet der Namenszusatz und tatsächlich ist der Standort in der Willy-Brandt-Straße 59 sehr innenstädtisch. Man ist umgeben von Büros und befindet sich zudem im Erdgeschoss des Hochhauskomplexes TRIIIO Hamburg: Das Ensemble übernahm die Fondsgesellschaft Union Investment von der ehemaligen Reederei Hamburg Süd – und die ehemalige Betriebskantine, seinerzeit von Aramark betrieben, wurde zu, ja zu genau was eigentlich umfunktioniert?
Das Beste beider Welten
„Table Dot ist ein Mix aus Restaurant und Kantine“, so Elci. „Es ist eine Kantine insofern, als dass wir keinen Service haben, und Restaurant, weil wir eine Küche und Speisen in Top-Qualität bieten – und das zu einem guten Preis.“ Bestellt und bezahlt wird – ein bisschen Digital-Startup-Mentalität hat es dann doch – über eine Webseite, man arbeitet hier mit dem Berliner Dienstleister Smoothr zusammen. Die gewünschten Produkte werden also am Smartphone ausgewählt, wandern in den Warenkorb und es wird bezahlt – und zwar ausschließlich bargeldlos und mobil via PayPal, VISA oder die Payment-Systeme von Apple und Android.
Nach erfolgter Bezahlung erhält der Kunde neben seiner Rechnung auch eine Bestellnummer, die er an der Ausgabe vorzeigt, und bekommt sein Tablett mit Speisen und Getränken. Eigentlich ganz einfach. Digitalaffine Menschen prozessieren dies problemlos, Stammgäste sowieso – und hat doch einmal jemand Probleme, so hilft und erklärt der Host: Eine Person des rund zwölfköpfigen, im Verhältnis zur Größe überschaubaren Teams nämlich kümmert sich um die Gäste und steht ihnen bei Fragen rund um Angebot und Ablauf zur Verfügung. Schließlich kommen auch mittagshungrige Touristen und andere Walkins hineinspaziert und denken, dass sie „klassisch“ bestellen können. QR-Codes auf den Tischen helfen, schnell zur Bestellseite zu gelangen.
Rund 16 Gerichte pro Tag sind verfügbar
Morgens können Gäste aus einem kleinen Frühstücksangebot wählen. Um kurz vor 11:30 wird dann das tägliche Lunchangebot freigeschaltet. Und das ist durchaus üppig: Fjordforelle mit Heidelbeeren, Wildem Brokkoli und Wildkräuterkartoffeln, gegrillter Blumenkohl mit „Purple-Curry-Hummus“, Aprikosen-Chutney und Ziegenfrischkäse-Sauce oder ein Kalbshüftsteak gibt es ebenso wie täglich zwei „Fastlane-Gerichte“ wie eine vegane kreolische Jambalaya-Reispfanne oder „Mezze Rigatoni“ mit Mozzarella, Zitrone, Kapern und Basilikum.
Hinzu kommen weitere Pastagerichte, Salate sowie Burger-Kreationen mit und ohne Fleisch, Kikok-Hähnchen mit scharfer Sauce, eingelegtem Rettich und Jollof-Reis sowie eine Meze-Auswahl: Staudensellerie mit Datteln und Walnuss, Guacamole oder ein kultiger, türkisch-bayerischer „Ezme Obazda“. Hausgemachte Limonaden bietet „Table Dot“ auch an. Einige Speisen gibt es praktisch immer, manche wechseln nach einer Woche, manche nach zwei oder drei. Sechs bis acht neue Gerichte bietet man den Gästen in jeder Woche an.
Gekocht wird frisch, vor Ort, in der eigenen Küche. Die befindet sich im Untergeschoss der insgesamt rund 1.000 Quadratmeter großen Location. Dort erfolgt auch die Produktion für die anderen Projekte der „Kitchen Guerilla“ – wie Events, Belieferung von Büros und mehr. Ein Teil der umfangreichen Ausstattung konnte vom Vorgänger übernommen werden. Per Aufzug kommen Burger und Co. heiß hinauf. Oben gibt es u.a. eine Plancha, Kombigeräte und – zugleich Eyecatcher – einen Kuppelofen, in dem nicht nur das Pizzen, sondern auch Schmorgerichte zubereitet werden können.
Kantinen-Hochbetrieb und entspanntes Verweilen
Zwischen 12 und 13 Uhr ist Hochbetrieb im „Table Dot“. Dann sind – wie in einer klassischen Kantine – vornehmlich die Beschäftigten aus dem Einzugsbereich hier zu Tisch. Der digitale Bestell- und Bezahlprozess sorgt dafür, dass die kurze Mittagspause dennoch „quality time“ ist. Die Wartezeiten, bis man bestellen bzw. bezahlen, ergo gehen kann, die es in Restaurants mit Mittagstisch oft noch gibt, entfallen. Zweier-, Vierer- und Zehnertische (auch für Gruppen ist das „Table Dot“ wegen der Angebotsvielfalt vom Smash-Burger bis zum veganen Eintopf attraktiv) gibt es ebenso wie einige High-Top-Plätze.
Wer mehr Zeit mitbringt, kann im „Table Dot“ gut verweilen – es gibt eine Kaffeebar, eine Lounge, stabiles WLAN fürs Coworking oder den Call, angenehme Raumakustik und nette Musik. Besonders nach der mittäglichen „Rushhour“, die kurz nach eins abebbt, wird die Location gerne für einen entspannten Business-Lunch sowie für Meetings genutzt – nicht zuletzt von den Unternehmen, die sich in den Büroflächen über der „Urban Canteen“ angesiedelt haben. Für sie fungiert die Location quasi als externer und attraktiver Besprechungsraum. Genau dies sei die Intention von Union Investment bei der Vergabe der Fläche gewesen, erklärt uns Koral Elci – nämlich seinen Mietern ein „repräsentables Inhouse-Restaurant“ bieten zu können. Dafür übernahm der Vermieter sogar den Löwenanteil der Investition für den Bau/Ausbau der Location.
Expansionspläne?
Das Konzept für „Table Dot“ hatte Koral Elci übrigens schon 2017 zu erarbeiten begonnen, doch kurz darauf stand die (Catering-)Welt bekanntlich auf dem Kopf. 2022 schien ihm der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, „Table Dot“ wieder aus der Schublade zu holen. Es folgten eine fast zweijährige Bauphase und, mit einigen Monaten Verzögerung, die Eröffnung im Mai 2024.
Dass Elci beim Pitch um die Fläche die Zusage erhielt, liegt seiner Meinung daran, dass die „Kitchen Guerilla“ eine Brand und „nicht irgendein Catering-Unternehmen“ sei: Unter anderem ist man Gewinner des renommierten „Leaders Club Award“ 2010 und hat sich mit Events, innovativen Gastronomiekonzepten und nicht zuletzt der großen Leidenschaft für Essen und Genuss ein sehr gutes Standing in der Stadt und darüber hinaus aufbauen können. Stichwort darüber hinaus: Elci kann sich gut vorstellen, seine „Urban Canteen“ in die Expansion zu bringen – nach Düsseldorf, Frankfurt, München beispielsweise. Erste Interessenbekundungen sollen schon vorliegen.
Doch vorerst liegt der Fokus auf dem Piloten und seiner Etablierung. Neben dem Mittagsgeschäft will man die Vermietung von „Table Dot“ als Eventlocation für Firmenfeiern und andere Anlässe vorantreiben. Und auch das Thema Afterwork mit Aperitifs von der Bar – und somit eine mögliche Verschiebung der Öffnungszeiten nach hinten – liegt derzeit auf dem Tisch. Wer das Kantinen-Restaurant einmal selbst testen möchte: Geöffnet ist Montag bis Freitag, Stand heute von 8:30 bis 15 Uhr, Lunch gibt es von 11:30 bis 14:30 Uhr.
Mehr Informationen:
www.table-dot.com