Zu Besuch im Romeo und Romeo Berlin

von Redaktion
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Den nehmen sich Gäste auch im Flieger mit nach Hause: Topfkuchen in Regenbogenfarben

Fast drei Jahre ist es her, da wurde aus einer schummrigen Eckkneipe in Berlin-Schöneberg ein helles, freundlich gestaltetes Tagescafé: Das „Romeo und Romeo“. Wir haben vorbeigeschaut. 

Holzplanken treffen auf Pastellfarben in der Ecklocation mit großem Fensterfronten, es wirkt fast ein wenig mediterran. „Wir haben alles rausgerissen und den Laden komplett entkernt, bis auf den Fußboden“, berichtet Ufuk Erol. Er ist Betriebsleiter des „Romeo und Romeo“, rechte Hand des Besitzers Mario Senkpiel. Erol, ein freundlicher, sehr entspannt wirkender Typ, ist seit einem Vierteljahrhundert in der Gastronomie tätig und leitete auch schon im „Café Berio“, das Senkpiel zuvor ein paar Ecken weiter betrieb. Den Pflaumenkuchen, den der Journalist probieren darf, hat er selbst gebacken. Sehr lecker und sehr groß, das Stück – es gibt ihn nur XXL-Größen, die locker zwei Personen satt machen.

Szenetreff der internationalen Gay-Community

Den Topfkuchen mit Zuckerguss packen sich die Gäste auch schon mal ein und nehmen ihn mit nach Hause. Sogar, wenn das einige Flugstunden weit entfernt ist. Die Optik macht’s: Er schillert in Regenbogenfarben – den Farben jener Fahne nachempfunden, die als Symbol für die schwul-lesbische Bewegung fungiert. Das „Romeo und Romeo“ ist ein zentrales gastronomisches Objekt auf der Motzstraße, und „eine schwulere Straße als unsere findet man nicht in Berlin“, sagt Erol lachend. Übrigens war das schon in den 1920er-Jahren so, und Ende der 1960er-Jahre, im Fahrwasser der sexuellen Befreiung, eröffneten hier erneut viele Cafés und Bars für ein vornehmlich schwul-lesbisches Publikum.

Im „Romeo und Romeo“ sind folglich die deutliche Mehrheit der Gäste Jungs und Männer; man hört viele Sprachen – die Motzstraße ist Haupt-Anlaufpunkt vieler internationaler Gay-Touristen. Highlight des Jahres ist das Motzstraßenfest im Juli. „Da war hier eine halbe Million Menschen unterwegs“, berichtet der Betriebsleiter. Aber auch an normalen Tagen wie diesem sonnigen Freitagnachmittag ist viel los im „Romeo und Romeo“, das auf 120 Plätze (60 innen, 60 außen) kommt und knapp 100 Quadratmeter groß ist – fast alle Plätze sind belegt.

Der Tagesbetrieb steht im Fokus, unter der Woche wird die Location am Abend für geschlossene Veranstaltungen vermietet, am Wochenende ist bis Mitternacht geöffnet und es werden Cocktails und Longdrinks serviert. Wie so viele Konzepte in Berlin setzt man auf Selbstbedienung: Die Gäste bestellen ihre Speisen (neben Kuchen gibt es Sandwiches und Focacce) und Getränke am Tresen und nehmen sie mit zum Platz. Wenn es wegen der frischen Zubereitung vieler Produkte etwas länger dauern sollte, bringt ein Mitarbeiter die Bestellung an den Platz. Ganz einfach.

Die Kunst macht das Team selbst

Als wir Erol fragen, woher die schönen Bilder stammen, die an den Wänden hängen, fangen seine Augen zu leuchten an: Die sind selbstgemalt, von ihm und seinem Team. „Ich male sehr viel, just for fun“, erzählt er – im Hotel „Palais Winterfeldt“, das Mario Senkpiel ebenfalls gehört, ferner das „Tom’s Hotel“, hängen schon über 100 Bilder von ihm. Als es an die Gestaltung der Wände im „Romeo und Romeo“ ging, fragte Erol sein Team (das mittlerweile aus 15 Personen besteht), ob noch jemand gerne male. Zwei meldeten sich, ihre Bilder hängen jetzt ebenfalls im Café, in dem auch kleine, wechselnde Ausstellungen mit Vernissagen-Partys stattfinden. Vielleicht wird es irgendwann ein weiteres Café-Konzept geben, aber spruchreif sei das noch längst nicht, so Erol. Wir halten die Augen offen.

Romeo und Romeo
Motzstraße 20
10777 Berlin
Tel. 030/89394011
www.romeo-und-romeo.de
Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 8 bis 20 Uhr, Freitag und Samstag 8 bis 24 Uhr

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