Natürlich waren wir auch dieses Jahr wieder auf der großen Spirituosenschau unterwegs. Und hier sind sie, unsere Spottings vom Bar Convent Berlin 2018 und mit ihnen die Antwort auf die uns so oft gestellte Frage: „Und, was Spannendes gesehen?“
1. Kakuzo
I love category killers, und dieses Produkt zeigt: flavoured vodka, da geht ja eigentlich der Bar-Rollladen schon runter, geht auch in gut. Mehrfach destillierter Roggen-Vodka wird mit einem eigenen Earl-Grey-Blend infusioniert und zusätzlich mit einem Bergamotten-, Grapefruit- und Limettenöl verfeinert. Würzig, aromatisch, aber angenehm mild im Trunk. Als Heißgetränk ist Kakuzo besonders lecker, weil dann die Aromen freilich so richtig rauskommen.
2. Bonanto
Viele italienische Aperitifprodukte gab es dieses Jahr zu verkosten (Italien war Gastland 2018), doch besonders gefallen hat uns eines aus Spanien: Bonanto. 30 Botanicals bilden seinen Geschmack, darunter Wermut, Lorbeer, Thymian und Basilikum. Kirsche und Apfel geben ihm eine schöne Fruchtigkeit, Zitrone sorgt für Frische. Weniger süß als gängige Kollegen und sicher eine schöne Basis für viele Drinks.
3. Deutsche Spirituosen Manufaktur
Eine schöne Basis für viele, sehr viele Drinks bildet auch die Range der brandneuen Deutschen Spirituosen Manufaktur. Das Berliner Startup geht mit nicht weniger als 70 Produkten ins hochprozentige Rennen: Orangen aus Mallorca und Sizilien, Walnüsse aus Moldawien, Lakritz-Strohblume aus Südafrika, Schlangengurke aus Reichenau, Fenchel aus der Pfalz, Holunderblüten aus Bremen und und und. Hardcore, aber umami-gut: Steinpilzkraut-Destillat. Alle Produkte erhältlich in drei Gebindeformen – zweimal Flasche, einmal Sprühflakon.
4. Ming River Baijiu
Baijiu ist die vielleicht letzte (wer weiß?) terra incognita unter den Spirituosen, jetzt kommt das chinesische Nationalheiligtum mit Ming River nach Deutschland. Wo kommt die Ananas her, fragt man sich beim Probieren. Denn drin ist sie nicht. Ein faszinierendes Produkt, mehr dazu hier.
5. Pfeffi
Wir haben schon letztes Jahr eine gute Variante der berüchtigten Partyzahnbürste gespottet, dieses Mal ist es Pfeffi aus Berlin. Kein Kunstaroma mit Kermitfarbe, sondern echte, klassische Pfefferminze, Spearmint-Öl, Kamille, Wermut, Fenchel, Anis und Zitronenschalen kommen hier zum Einsatz. Sollte man auch nicht runtershooten, sondern gerne langsam genießen. Leicht süß, leicht herb, erfrischend (aber kein Rachenputzer), viel Viskosität. Hat sogar einen eigenen Flagship-Store bekommen. Nachtrag: Es handelt sich nicht um ein klassisches Getränke-Startup, sondern dahinter steht die Nordbrand Nordhausen GmbH, die, ja, auch den kermitgrünen Pfefferminzlikör herstellt. Einmal Mainstream, einmal Hipster?
6. Stork Club Rye Korn
Korn von den Spreewood Distillers: Den Roggen, den das Spirit-Startup aus Schlepzig sonst zum Whisky-Machen nutzt, verwendet es hier für einen aromatischen Blend aus zwei Sorten. Weich, schön vollmundig und mit malzig-schokoladigen Aromen daherkommend, perfekt fürs Herrengedeck-Upgrade oder als Basis für gute gemischte Getränke.
7. Uhudler, Rose & Hagebutte und Meczal von Freimeister Kollektiv
Das famose Freimeisterkollektiv stellte auf dem BCB sein Sortiment und mit ihm drei Neuheiten vor: Erstens den trockenen, wundervoll nach echten, frisch gepflückten Erdbeeren duftenden und schmeckenden „Wermut Uhudler“ von Brennerin und Winzerin Lisa Bauer aus der Steiermark. Zweitens „Rose & Hagebutte“, ein feines Cuvée aus Brand und Geist von Birgitta Rust aus Bremen. Und drittens ein großartiger Mezcal Artesanal von Brennerin Karina Abad aus Oaxaca: weniger rauchig, mehr mineralisch und mit feinen Aromen von Birne und Zitronenschale sowie einem Nachklang, bei dem sich Mezcal-typische Ledrigkeit und Dörrobst vereinen. Drei Frauen, drei starke Produkte.
8. Stryyk
Not Gin, Not Rum, Not Vodka – das ist das Start-Trio des neuen Anbieters nichtalkoholischer Getränke aus UK, Stryyk. Welches sich mit Look und Ansprache an eine jüngere Zielgruppe richtet – da darf man gespannt sein, wie es ankommt. Alle Produkte aus 100% natürlichen Zutaten und als Ersatz im Longdrink mit Tonic Water, Ginger Ale oder Cola gedacht. Not Gin und Not Rum sind nice, Not Vodka ist – überraschenderweise – das stärkste Produkt und kommt mit viel Koriander, Apfel und Gurke daher. Eine spannende Basis für Cocktails ohne Prozente.
9. Fluère
Bleiben wir beim Trendthema nonalcoholic spirits: Fluère aus den Niederlanden trumpft mit Wacholder, Lavendel und Koriander auf. Pur verbreitet es Wellness-Feeling, es erinnert an entsprechende Badezusätze und andere Flüssigkeiten, was überhaupt nicht despektierlich gemeint ist. Denn gemixt mit z.B. einem trockenen Tonic verleiht dieses besondere Aroma dem Drink etwas Wohlfühliges. Man kann sich solche Drinks ja auch mal in Situationen denken, in denen es echt nicht um Cocktails geht. Zum Beispiel an der Spa-Bar?
10. Beijinho do Sul
Zurück zu den Prozenter-Produzenten. Gin Sul aus Hamburg, bekanntlich hergestellt mit Zutaten aus Portugal, flirtet mit seinem neuen, auf 4.000 Flaschen limitierten Produkt kräftig mit der Sauerkirsche. Diese wird in Lissaboner Stehbars gerne in Form eines Likörs, Ginja, genossen. Das inspirierte die Hanseaten zur Herstellung eines Sauerkirschgeistes mit Kirschen aus dem Alten Land und dem Schwarzwald, der nach zwei Monaten Ruhezeit mit einem besonders würzigen Gin-Destillat zusammengeführt wurde. Beijinho do Sul ist kräftig mit scharfen Anklängen. Und mit echter Sauerkirsche, natürlich.
11. Botanica
Aus Zagreb in Kroatien kommt dieses Unternehmen, das eine Vielzahl von Kräutern, Gewürzen und Früchten in getrockneter Form anbietet zur Verfeinerung von Drinks. Es gibt Verkaufsgrößen für Endkunden (links im Bild) und für den Professional-Bereich in Plastikbehältern. Botanica ist interessant für die High-Volume-Bar oder Objekte, in denen keine Zeit bzw. Kompetenz für die Herstellung eigener Botanicals zur Infusion vorhanden ist.
12. The Basil
Neu aus Hamburg: The Basil, eine Limonade mit viel echtem Basilikum, dazu frische Zitrone. Ein erfrischendes Purgetränk und ein spannender Filler, auf der Webseite gibt es jede Menge Drinkideen, zum Beispiel eine Gin-Basil-Highball-Kreation. Weitere Limonaden des dahinter stehenden jungen Unternehmens Soda Libre sind wohl schon in der Planung.
13. Der Geistliche
Der Name sitzt doppelt, denn zum einen ist es ein Geist mit 40% Alkoholgehalt, der hauseigenen Feinbrand mit frischen Himbeeren aus der Region (Südost-Niedersachsen) vereint: 50 Kilogramm Fruchtbeladung für 600 Halbliterflaschen Der Geistliche kamen hier für Charge eins zum Einsatz. Hersteller ist das Kloster Wöltingerode am Rande des Harzes, das auch Korn in Top-Qualität, Liköre und Biere herstellt.
14. Wecheer.io
Was Digitales auf einer doch sehr analogen Messe. Bei Weecher.io handelt es sich um einen Flaschenöffner, der bei Anwendung (also dem Entfernen eines Kronkorkens) mitzählt: Wie viele Flaschen wurden mit mir aufgemacht? Dadurch sollen z. B. Promotions ermöglicht und exakter ausgesteuert werden, auch Gamification – welcher Mitarbeiter verkauft am meisten – und anderes ist damit denkbar. Kundendaten sollen laut Hersteller damit erstmal nicht erhoben und weitergeleitet werden, aber technisch möglich ist alles mit dieser Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Welt. Ab Januar 2019 erhältlich.
15. Fisini
Der Aperitif Fisini kommt nicht etwa aus Italien, wie man dem Namen nach denken könnte, sondern aus dem Schwarzwald von der Brennerei mit dem sehr deutschen Namen Franz Fies aus Oberkirch. Drin sind: Heidel-, Johannis- und Wacholderbeeren sowie Angelikawurzel, wilder Enzian, Manna, Pomeranzen, Sennesblätter, Eberwurzel und noch ein paar regionale Botanicals. Echt lecker.
Mehr Infos zum BCB gibt es hier.