Kann man Parfum und Whisky vergleichen? Feine Nasen würden sagen: Na klar! Ob die meine ganz so fein ist, sei dahingestellt. Aber ich wage trotzdem den Vergleich.
Konkret: Ich habe ein Lieblingsparfum. Wenn ich überhaupt mal Parfum benutze, dann das. Seit zwei Jahrzehnten glaube ich. Mittlerweile gibt es von ihm eine Menge „Line Extender“, eine sportliche Variante, eine etwas herbere für die Nacht, eine frühlingshafte, eine sommerliche. Man erschnuppert bei allen den Grundduft, erkennt die „DNA“ des Produkts, und doch hat jede Variante ihre ganz eigene Nuance. Same same but different.
Mit Whiskys ist es im Idealfalle genauso: Varianten des Kernprodukts sollten nicht komplett in eine andere Welt abdriften, wohl aber sollten sie ihre eigene Kontur haben. Der Single-Malt-Whisky Benromach 10 Years Old ist, das kann ich trotz einer noch eher kurzen, aber intensiver werdenden Whisky-Leidenschaft sagen, einer meiner Favoriten. Ein kräftiger, vollmundiger Typus mit deutlichen Sherrynoten, Fruchtigkeit, schokoladigem Anklang, feiner Malzigkeit und nur hintergründigem Torf. Ein sehr rundes Produkt. Das finden auch die meisten Gäste, die sonst keinen oder selten Whisky trinken, wenn ich ihnen ein Glas reiche. Jetzt wurde, nachdem schon der Klassiker ein neues Flaschendesign bekommen hat, auch das Gebinde des „kräftige großen Bruders“, Benromach 10 Years Old 100° Proof, relauncht. Mit dem auch hier direkt auf das Glas gedruckten, handschriftlich anmutenden Satz „The Classic Speyside Single Malt Scotch Whisky“ wirkt die Flasche sehr persönlich, als hätte der Master Destiller es für seinen Gast selbst drauf geschrieben. Das Design wirkt auch deutlich lässiger als zuvor. So mancher Whisky wirkt, zumal in Dive-Bars mit jüngerem Publikum, etwas deplatziert. Man muss/darf auch hier nicht seine Selbstähnlichkeit aufgeben, aber ein zeitgemäßes Packaging wie dieses schadet aus meiner Sicht nicht, im Gegenteil.
Der wesentliche Unterschied: Mit 56% Vol. hat Benromach 10 Years Old 100° Proof einige PS mehr unter der Haube als die Klassik-Version mit 43% Vol. Alkohol. Es ist der Nachfolger des „Cask Strength“ und spiegelt den traditionellen Speyside-Stil der Zeit vor 1960 wider. „100° Proof“ rekurriert auf die alte Maßeinheit, mit der einst der Alkoholgehalt aller Whiskys in Schottland angegeben wurde. Der höhere Alkoholgehalt ist klar erkennbar: Der Whisky wärmt den Mundraum deutlich mehr an, alles wirkt wie in einer höheren Intensitätsstufe. Leicht rauchiger ist er, pfeffriger. Doch die Malz- und Sherryaromen des Stammprodukts, die Fruchtigkeit, sie dringen ebenso deutlich durch. Erfreulicherweise ist auch diese Variante kein bisschen adstringierend, auf dieses sonderbare Mundgefühl verzichte ich gerne. Eine „dunklere“ Variante, für meinen Geschmack ideal für den späten Abend, analog zur „Nacht-Version“ des besagten Parfums. Vielleicht sollte ich mir die auch mal zulegen.
In Deutschland werden „Benromach 10 Years Old 100° Proof“ und „Benromach 10 Years Old“ über Schlumberger vertrieben. Weitere Infos zum Produkt gibt es unter www.benromach.com.
