Die Goldbier-Phase ist ziemlich genau zehn Jahre her. Jetzt dreht der Wind von mild auf herb. Ob es ein neuer Trend wird?
Beck´s Gold war ein Markenphänomen, weniger ein Geschmacksphänomen. Warum? Weil sonst auch andere Marken mit ihren Goldbier-Varianten erfolgreich gewesen wären. Nur die seinerzeit auf ihrem Zenit stehende Marke Beck´s konnte einen Line Extender bringen, der Brand-Affinität und gleichzeitig geringe Kannibalisierung (heißt v.a. Nicht-Biertrinker wurden herangeholt) zusammenführen konnte. Ein Lifestyleprodukt, das wunderbar in seine Zeit passte, aus vielschichtigen Gründen, vom Start der Outdoor-Welle mit seinen Beachclubs bis zum tief sitzenden Bedürfnis nach Sicherheit und wenig Experimenten nach dem 11. September – klingt weit hergeholt, ist aber so. Beck´s Gold war ein Cocooning-Produkt einer Marke, der junge Konsumenten Vertrauen geschenkt haben. Und nicht reproduzierbar: Bit Sun, Krombacher Extra Mild und wie sie alle hießen, sie alle blieben weit hinter dem Erfolg von Beck´s zurück und stellten ihre Aktivitäten in dieser Richtung bald wieder ein. Beck´s Gold ist heute nicht mehr so stark wie ehedem, aber existiert noch immer.
Heute, ziemlich genau zehn Jahre später, geht es in genau die entgegengesetzte Richtung: Mehr herb statt mehr mild. Mit Warsteiner Herb und Holsten Extra Herb haben zwei Brauer extra herbe Versionen ihres Pilsbiers herausgebracht, mit doppelter Hopfenzugabe. Weitere Brauer werden sicher folgen. Ob der Hintergrund die Craft-Beer-Welle ist, die kräftigere Geschmacksrichtungen mit sich bringt, oder die Tatsache, dass sich im normalen Pilsbier der Großen mittlerweile so wenig Bittereinheiten befinden (selbst ein Jever ist heute deutlich milder als noch vor einer Dekade), dass man problemlos mit doppelter Menge wieder darüber ansetzen kann, oder weil wir es mit langen Trendzyklen zu tun haben und man heute einfach wieder mehr statt weniger Bier(geschmack) will – Vermutungen. Sicherlich aber werden sich Fans kräftigerer Biere über diesen Trend noch eine Weile länger freuen können, denn – wieder eine Vermutung – diesmal ist es produktunabhängig in dem Sinne, dass nicht nur eine Marke damit erfolgreich sein wird können.
Foto: Hopfen via Shutterstock
2 Kommentare
Freiburg’s Lust auf Jever brachte mich hierher! Komischerweise wird das herbe Bier von der Nordseeküste sehr viel und gerne im äußersten Süden getrunken, ein Phänomen! Vielleicht weil das lokale Ganterbier auch recht herb ist 32 Bittereinheiten, oder weil in dieser Weinregion Bier= Herb, grüne Flasche sein muss! Ich kenne die Region/Menschen von unten bis Oben, am Rewe an der Kasse hat mir du der Kassierer doch glatt aufmerksam gemacht, dass all die Biere eher süß sind und nicht herb, als ich nur Weizen trennen m Korb hatte.
Jever früher doppelt so herb, wirklich kaum vorstellbar, heftig!
Zu hoffen ist es jedenfalls. Ich frage mich nur grade ob Krombacher mit seinem Hell dem Trend hinterherhinkt oder einfach zu früh dran ist. Vielleicht ja auch beides. Da schwimme ich doch lieber mal ganz Mainstream mit, denn die Argumentation „Wir geben weniger Hopfen ins Bier, dadurch wird es milder und schmeckt, wie wir alle wissen, besser.“ kann ich nicht nachvollziehen. Weiss ich nicht und will ich auch nicht wissen ;).