Warum er nicht einfach einen Keller für gebaut habe, frage ich Pierluigi Lugano. Er muss lächeln. Das sei anfangs auch seine Idee gewesen: In Ligurien gibt es alte Schiefer-Steinbrüche, in denen er seinen Spumante habe lagern wollen. Aber das habe sich als zu kompliziert erwiesen.
Die Lagerungsmethode, die er stattdessen gewählt hat, dürfte kaum einfacher sein – welcher Winzer braucht schon Kräne, Spezialschiffe, Taucher und die Wasserschutzpolizei, um seine Flaschen aus dem Keller zu holen? In rund 60 Metern Meerestiefe nämlich liegen Luganos Flaschen für gut zwei Jahre, je 500 Stück in schweren Metallkäfigen. Auf die ungewöhnliche Idee kam der Kunsthistoriker und -lehrer, weil man vor der Küste Liguriens in Wracks alter Handelsschiffe Wein- und Olivenöl-Amphoren gefunden hatte. Volle, unbeschädigte, wohlgemerkt.
Lugano:
In einen normalen Keller gelangt natürlich immer Sauerstoff, und so auch immer in die Flaschen. Der Druck unter Wasser sorgt dafür, dass nichts reinkommt. Die Flaschen können Jahrzehnte da unten bleiben.
Zurück an Land, werden die Flaschen drei Monate lang gedreht, neu verkorkt (unter Wasser haben sie einen Edelstahlverschluss) und eine Plastikummantelung schützt das, was sie optisch so besonders macht: die Krustierung. Kalk gibt ihnen ein Relief, Muscheln und kleine Seesterne haben sich auf den Flaschen abgesetzt.
Passend zu dieser maritimen Optik ist der Geschmack des kräftig-strohgelben „Bisson Abissi“: salzig, mineralisch, intensiv und trocken ist er, ausgezeichnet. Food-Empfehlung: natürlich Fisch. Hergestellt wird er aus Bianchetta Genovese, Vermentino und Cimixia deren Anteile von Saison zu Saison (30.000 Jahresproduktion) variieren. Er presse die gesamte Traube, versuche das Maximale an Mineralität aus ihnen herauszuholen, erklärt Lugano. Preislich befindet sich das Produkt im mittleren Champagner-Segment, die gehobene Hotellerie und Gastronomie Deutschlands hat er dafür im Blick.
Und ebenso für seine geschmacklich ebenso überzeugenden Weine – ein fruchtiger Pigato, ein mineralischer Vermentino, ein trockener Bianchetta, ein lieblicher Moscato, kräftige Rote und sogar ein Grappa zählen zum Bisson-Portfolio. Einen Keller für den Spumante wird er wohl nie bauen: „Die Emotion, die der Spumante auslöst, ist einzigartig. Dafür lohnt sich der große Aufwand.“
Mehr Infos:
www.bissonvini.it