Dieses Mal ist der Korb besonders prall gefüllt mit Getränken, Feinkost, der vermeintlichen Zukunft des Essens – und mehr.
1. Gïk
Ja, ein blauer Wein. Knallblau. Nicht aus blauer Rotweintraube, die ja Tradition hat, sondern hergestellt in einem aufwendigen, organischen Pigmentierunsprozess mit den Pigmenten Anthocyan und Indigotin. Vorgestellt wurde das Produkt auf der „ProWein“ im März, jetzt will das Startup dahinter den deutschen Markt erobern. Ob das als klassischer Tafelwein klappen kann? Gut vorstellen kann ich mir „Gïk“ als (farblich aufmerksamkeitsstarken) Aperitif bei sommerlichen Events oder im Rahmen von Promotions – gut gekühlt und vielleicht sogar mit Garnitur, zum Beispiel einer Orangenzeste, denn überraschend gut schmeckt der blaue Wein mit einem Schuss Orangenlikör.
2. GinCinnati
Für einen aromatischen Kräutertee oder zum Pimpen von Gins bzw. dem „Ausbauen“ eines Kornbrands oder Wodkas zum Selfmade-Gin: „GinCinnati“ besteht aus Wacholderbeeren (und schon beim Öffnen der Tüte denkt man automatisch an Gin & Tonic), ferner Fenchel, Koriander, Kardamom, Lemongras, Orangen- und Zitronenschalen, Süßholzwurzel, Zimt, rosa Pfeffer und Rosmarin. Hier wird kein großes Geheimnis um die Botanicals gemacht! Für eine Flasche selbstgemachten Gin werden 20 Gramm in 0,7l Wodka oder Kornbrand gegeben und nach ca. 48 Stunden abgefiltert. Fürs Abwarten zwischendurch hat man dann immer noch 80 Gramm, aus denen man leckeren Tee zubereiten kann.
3. Lüttge Bio Algen-Öl
Wenn ich an ein landwirtschaftliches Unternehmen aus dem niedersächsischen Vechta denke, denke ich an nichts Gutes, sondern an Massentierhaltung und Gülle-Odeur. Beim dort ansässigen Startup „Evergreen Food“, das aus einem Gartenbau-Familienunternehmen hervorgegangen ist, jedoch dreht sich alles um Algen, speziell um die „Chlorella vulgaris“. Aus dieser hat man als erstes Produkt ein sehr feines Öl raffiniert, das „gemüsig“ mit leicht nussiger Note schmeckt und sowohl zu Salaten, Suppen und Fisch, aber auch zu Vanille- oder Walnusseis oder Apfel-Crumble-Kuchen passt. Das nächste Produkt werden Algenperlen, dafür läuft zurzeit eine Crowdfunding-Kampagne.
4. Kettenfett
„Wir benutzen kein Eau de Toilette, bei uns riecht man gutes Kettenfett“, trällern Torfrock in „Beinhart“. Ob Werner und seine Motorradjungs ihr Flaschbier zusammen mit diesem Kettenfett trinken würden? Es handelt sich nämlich um einen Likör, inspiriert von süßsalzigem skandinavischen Lakritz und wer „Salmiakki“ aus Finnland kennt – in die Richtung geht es geschmacklich auch. Hergestellt aus natürlichem Lakritz, ohne künstliche Aromastoffe und nein, kein Tierblut, sondern 100% vegan. In erster Linie ein Shot-Produkt, erhältlich in der Halbliterflasche und als Box mit 16 2cl-Fläschchen. Gut kühlen, dann ist es eine amtliche Nummer.
5. LemonAid-Aufsätze
Dass die fair erzeugten Limonaden und Tees des Hamburger Unternehmens klasse sind und von Gästen gerne bestellt werden, muss man nicht mehr groß betonen. Und wenn doch: Es muss nicht unbedingt der klassische Tischaufsteller sein, mit dem man in seinem Café oder Restaurant auf die Produkte hinweisen kann. Es geht auch mit diesen Aufsätzen für geleerte Flaschen, die dann als Essig- und Ölspender oder als Zucker- und Salzstreuer eine zweite Aufgabe bekommen. Oder als Seifenspender. Nur aufpassen, dass keine Missverständnisse entstehen, was den Inhalt betrifft. Es soll ja Gäste geben, die in Fischrestaurants aus Fingerschalen schlürfen …
6. Siegfried Gin
Kann sich noch jemand an die Stadtjacken erinnern, die es Anfang der Nuller-Jahre gab? Hamburg, Köln, Lörrach … auf einmal war Lokalpatriotismus angesagt. Beim Gin geht es mit „City-Gins“ in eine ganz ähnliche Richtung. Es gibt Gins aus Berlin und Hamburg, aus Hannover, München und von der Saar, aus dem Schwarzwald und jetzt auch aus der alten Bundeshauptstadt Bonn: Sie ist die Heimat von „Siegfried Rheinland Dry Gin“, dessen Haupt-Botanical die milde Lindenblüte ist, die in der Nibelungensage eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Pomeranze, Thymian, Kardamom, Ingwer, Angelikawurzel, Lavendel und freilich Wacholder zählen zu den insgesamt 18 Botanicals. Empfiehlt sich für Freunde leicht holziger Noten als „sipping gin“ und gemixt mit einem Tonic Water, am besten einem klassischen ohne Sonder-Flavour.
7. Mana
Als vor ein, zwei Jahren in den USA „Soylent“ auf den Markt kam, gab es einen kleinen Hype um das mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien vollgepackte Produkt, das vor allem eines will: Zeit einsparen, ohne auf gesunde Ernährung zu verzichten. In Deutschland gibt es jetzt ein sehr ähnliches Konzept: „Mana“. Pulver plus Öl-Mix (u.a. Alge, Kokos, Raps, Leinsamen) plus Wasser gleich alles, was der Körper braucht, so die Idee. Drin sind so ziemlich alle Vitamine und Minerale. Eine Mahlzeit mit 400 Kalorien kostet exakt 1,31 Euro und braucht eine Minute Zubereitung. Dreimal probiert, dreimal satt geworden. Geschmacklich erinnert es an Bananenkuchenteig. Welchen „use case“ dieses Produkt nun für die Gastronomie haben könnte? Tja. Neulich im Hotel musste ich das Frühstück stehen lassen, weil ich zum Zug musste. Vielleicht als to-go-Produkt für den Früh-Checkout? Oder als Grab-n-Go-Artikel für eilige Lohas? Oder natürlich in Gastronomien von Sporteinrichtungen. Der biblische Name ist jedenfalls besser als der des US-Vorbilds, denn wer den Endzeit-Klassiker „Soylent Green“ gesehen hat, weiß, dass er nicht wirklich gut gewählt ist.