Cocktails machen zu Hause, das ist so ne Sache. Eigentlich sind es mehrere Sachen, vor allem dann, wenn man – wie die meisten Menschen – nicht regelmäßig zu Hause einen Cocktail trinkt: Man braucht eine Menge Zutaten, was einen recht hohen Aufwand bedeutet, auch finanziell.
Vor allem, weil die Flasche Rum mit drei, vier Freunden vielleicht am Abend leer wird, aber dann stehen die Bitters, von denen man drei Dashes braucht, danach erstmal rum. Eis kann schnell ein geschmackliches Trauerspiel sein, wenn es sich mit den TK-Gartenkräutern und dem Biolachs ein Fach teilen muss. Ein wenig Bar-Werkzeug braucht man auch noch … da kommen schnell ein paar Euros zusammen. Fertige Cocktails, die flaschenweise im Supermarkt zu kriegen sind, stellen keine Option dar (Ausnahme: dieser hier). Ja, und jetzt?
Jens und ich haben uns oft gefragt: Warum blicken wir bei uns zuhause nicht mal über den „Gin & Tonic-Rand“ und probieren uns an den Meisterwerken der Barszene? Das Suchen nach besonderen Rezepten, die Beschaffung von herausragenden Spirituosen und die Anhäufung von angebrochenen Flaschen sprechen meist dagegen.
Sagt Erik Pfauth, der zusammen mit Jens Hoffmann das „Drink-Syndikat“ ins Leben gerufen hat, einen Cocktail-Aboservice aus Berlin, mit dem man sich jeden Monat ein Set für sechs Cocktails ins Haus schicken lassen kann. Eine Gemüsekiste für den anspruchsvollen Trinker. Einzelbestellungen, Pausieren – alles möglich. Beim ersten Mal gibt es ein Starter-Kit mit Strainer und Jigger dazu, viele andere Dinge, das findet sich auch im Handbuch, können in der heimischen Küche fürs Cocktailmachen zweckentfremdet werden.
Die Revolte für zu Hause
In der aktuellen Kiste (April 2016) dreht sich der Drink um den fabelhaften Revolte Rum. Frühere Editionen kamen mit Ferdinand‘s (Gin) oder Maker‘s Mark (Bourbon), Auchenthoshan (Whisky) oder Belsazar (Wermut); es werden große wie kleine Marken gefeatured. „Um unserem Anspruch Monat für Monat gerecht werden zu können, einigen wir uns stets auf eine faire Kooperation, mit der wir wirtschaften können und die für die Hersteller einen besonderen Marketingwert schafft“, erklärt Pfauth.
Die „Revolte“ kommt zusammen mit fassgereiftem Chartreuse VEP, wie immer mit einem Handbuch, in dem sich zwei Rezepte finden: „Casa Verde“ vom Fassreife-Profi Volker Seibert, „Seiberts“ Köln, und „Santa Muerte“ von Jonas Hald, „Le Petit Coq“, Stuttgart. Neben Rum und Chartreuse in kleinen Fläschchen, die sich auch zum Weiterverwenden eignen, werden auch hausgemachter Sesamsirup, eine Kirschbrand-Mezcal-Mixtur und Kardamomkapseln ins Stroh gebettet, das die Ware schützt. Das alles in den Mengen, die es vor Ort braucht, und in einer Optik, die schon das Unboxing zum Erlebnis macht. Limetten und Thymian muss der Belieferte noch selbst besorgen – zumindest Letztere hätte auch angeliefert werden können (zumindest machen die hippen neuen Lebensmittel-Lieferdienste das). Cocktailkirschen sind optional und natürlich Eis. Tipp: einen Sack von der Tanke holen, da gibt es gutes, festes Gefrorenes.
Drink Syndikat macht Lust auf mehr gute Drinks
Es funktioniert einwandfrei und schmeckt klasse, finden auch die Mitprobierenden. Man sollte sich allerdings gute Gläser besorgen, beim Büro-Test mit Büro-Sammelware leidet die Optik mangels Martini-Gläsern etwas. Deswegen hier auch keine Testbilder:-) Mit knapp 35 Euro für sechs Drinks (flexibles Abo) ist der Spaß kein billiger, aber: ein besonderer, vor allem dank Fassreifung, Kirschbrand-Mezcal-Mixtur und Sesamsirup. Das sind zwar alles Dinge, die man ohne große Skills auch zu Hause selbst hinbekommen würde, aber da sind wir wieder am Anfang des Texts – es bedeutet Zeit, Aufwand und Platz. Und da kommt der Mega-Meta-Dauertrend Convenience ins Spiel.
Drink Syndikat bietet die Möglichkeit, den Genuss, den man aus der Bar kennt, ohne großen Aufwand auch zu Hause (keine Lust rauszugehen, Babysitter hat abgesagt, Privatparty) oder beim Grillen im Park, nach dem erfolgreichen Pitch (oder besch… Tag) im Büro oder an anderen Off-Orten erleben zu können.
Also ist es eine ernsthafte Bedrohung für die Bars, so wie es die Zapfsysteme für zu Hause für die Kneipen darstellen, nicht? In einem Wort: Neihein. Es macht Lust auf mehr gute Drinks, und die gibt es in guten Bars.