„Kakao ist genauso komplex und spannend wie Wein“ – im Gespräch mit Tobias Fischer von Goodmoodfood

von Laura Klingenberg

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Jeder kennt ihn, fast jedem schmeckt er: Kakao
. Bereits seit dem 14. Jahrhundert wird er in der Maya- und Aztekenkultur als „Braunes Gold“ und als Gottesgeschenk verehrt. Kakao ist nicht nur lecker, sondern auch gesund. Um die positiven Effekte von Kakao zu erfahren, genügt es
 allerdings nicht, zuckrig-braunes Pulver aus dem Supermarkt anzurühren: Man benötigt dazu Kakao in seiner reinsten Form, am
 besten in kalt verarbeiteter Rohkostqualität – den Rohkakao.

Diesen hochwertigen Rohstoff vertreibt die Berliner
 Firma „Goodmoodfood” seit dem Jahr 2010. Als Partner 
des indonesischen Kakao-Herstellers „Big Tree Farm“ distribuiert das
 Unternehmen neben Rohkakao- auch Kokosprodukte in Bio-
Qualität, und das europaweit. Namhafte Chocolatiers und Gastronomen 
zählen zu den Kunden; die Produktpalette reicht
 von der ganzen Kakaobohne über Kakaonibs, -pulver und -butter bis hin Kakaomasse, die sich besonders gut verarbeiten lässt. Eine leckere fertige Trinkschokolade mit Kokosblütenzucker sowie 
der beliebte „Cashew-Kakao-Cluster-Mix“ runden das Produktangebot 
ab.

Im Gespräch mit dem Kakao-Experten und „Goodmoodfood“-Gründer Tobias 
Fischer erfuhren wir noch mehr über den Wunder- Rohstoff – zum Beispiel darüber, wie gut er zum Wein passt. 

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Tobias Fischer, Gründer von „Goodmoodfood“

Tobias, könntest du uns kurz erklären, worin der Unterschied zwischen
 deinem Roh-Kakao und dem Kakao besteht, den man im 
Supermarkt kaufen kann?

Prinzipiell ist unser Kakao nicht mit dem Supermarkt-Kakao vergleichbar. Unser Kakao wird in erster Linie roh 
und bei geringen Temperaturen verarbeitet, was ihn qualitativ
 schon mal komplett von konventionellem Industriekakao 
unterscheidet. Er ist biozertifiziert, wird fair gehandelt und 
ist frei von Gentechnik.
 Durch die Kaltverarbeitung bei rund 45 Grad bleiben wichtige 
Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, zum Beispiel Theobromin, 
vollständig erhalten.
 Reines Kakaopulver aus dem Supermarkt wird aus Kostengründen bei
 viel höheren Temperaturen geröstet, was zum Verlust vieler
 positiver Eigenschaften führt.
 Die gängige Kinder-Trinkschokolade besteht außerdem zu 60 Prozent aus 
Zucker, zu 20 Prozent aus Milchpulver und tatsächlich nur zu 20 Prozent aus Kakao – unser Kakao wird in seiner rohsten Form entweder als ganze
 handgeschälte Kakaobohne, als Nib, in Pulverform, als Butter oder 
als Kakaomasse angeboten.

In Zeiten von Monsanto und Gentechnik rückt der nachhaltige Anbau 
von Lebensmitteln immer mehr in den Vordergrund. Gibt es hier auch
 Unterschiede zwischen dem Anbau eures Kakaos und dem industriell
 hergestellten Kakao?

Big Tree Farm arbeitet mit 14.000 Kleinbauern in Indonesien 
zusammen, um soziale, umweltfreundliche und ökologisch nachhaltige 
Produktionsketten zu unterstützen. Das Unternehmen setzt sich intensiv für
 den Erhalt der natürlichen Permakultur ein. Das heißt, dass die 
Kakaopflanzen in Mischkulturen mit Kokospalmen, Mangobäumen,
 Kaffeepflanzen und Bananenstauden wachsen, damit die Artenvielfalt erhalten bleibt. Durch diese Pflanzenvariation haben die 
jeweiligen Früchte eine viel ausgewogenere Nährstoffdichte und die 
Bauern freuen sich zudem über einen permanenten Cashflow, denn sie 
können nahezu täglich unterschiedliche Früchte ernten. Industriell hergestellter Kakao wird meist in Monokultur und mit
 Hybrid-Züchtung angebaut. Welche Nachteile das für die Früchte und
 die Umwelt mit sich bringt, will ich hier nicht weiter ausführen.

Kalt verarbeiteter Kakao gilt auch aufgrund seiner heilenden
 Wirkung als Superfood. Was
 ist da dran?

Da wir unseren Kakao kalt verarbeiten, können wir ihn mit all seinen bisher mehr als 300 erforschten gesunden
Nähr- und sekundären Pflanzenstoffen sowie Antioxidantien anbieten. 
Kakao ist die Frucht mit der höchsten Magnesiumdichte, wodurch er
 gefäßerweiternd und beruhigend wirkt. Außerdem wird dadurch das
 Wachstum von Hautzellen angekurbelt, was der Faltenbildung
 entgegen wirken soll. Nicht zu vergessen ist der hohe Eisengehalt, der sich positiv auf die Blutbildung auswirkt.
 Kakao wird öfters eine herzöffnende Wirkung nachgesagt.

Was ist
 damit gemeint?

In der Kakaobohne befindet sich eine hohe Konzentration von 
Theobromin, ein Verwandter des Koffeins. Er ist der  energetisierende Stoff, der uns ein Glücksgefühl verleiht und
 belebend beziehungsweise herzöffnend wirkt. Während der  Verstoffwechselung werden Theobromin, Serotonin und Dopamin freigesetzt, je mehr Kakao verzehrt wird, desto stärker wirkt auch
 das Theobromin. Daher könnte man hier, in der Partyhauptstadt
 Berlin, auch frech den Vergleich von Kakao als natürliche
Alternative zu Partydrogen wie MDMA oder sogar als ein sehr
 sanftes Antidepressivum antreten.


Kakao als natürliche Partydroge? Das heißt, dass Kakao lieber 
nicht von Kindern konsumiert werden sollte?

Kakao ist für Kinder in normalen Mengen vollkommen harmlos. Roher 
Kakao – in einem bewussten Zusammenhang konsumiert – kann Menschen
 helfen, sich selbst und das Umfeld besser
 wahrzunehmen. Ähnlich wie zum Beispiel durch Yoga. Für diese  beruhigende und konzentrationsfördernde Eigenschaft ist unter
 anderem das Magnesium und das Theobromin im Kakao zuständig. Ein 
befreundeter Psychologe hat in Einzelfällen schon Rohkakao
 empfohlen, um Kindern zu helfen, von Ritalin loszukommen (das z.B. bei AHDS verabreicht wird, Anm. d. Red.).
 Kakao ist also im richtigen Maß sowohl für Kinder als auch für
Erwachsene sehr konzentrationsfördernd und belebend.

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Big Tree Farms arbeitet mit 14.000 Kleinbauern zusammen, die Kakao in Mischkulturen anbauen

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Kakaofermentation

Wie würdet ihr eine Trinkschokolade mit eurem Rohkakao
 zubereiten? Ganz normal mit pasteurisierter Kuhmilch?

Nein. Bloß keine Kuhmilch verwenden! Die Kuhmilch hemmt die 
positiv anregende Wirkung des Kakaos. Wir raten den Käufern,
ausschließlich vegane Produkte zu verwenden um so nah wie möglich
 am Urrohstoff zu bleiben. Dafür löst man 30 bis 40 Gramm rohen Kakao
 in Wasser und gerne mit einem Teil Kokosmilch auf. Für die Süße
 kann Kokosblütennektar oder Kokosblütenzucker zugegeben werden.
 Sie haben beide einen niedrigen glykämischen Index und sind somit
 auch für diejenigen geeignet, die auf ihren Blutzuckerspiegel 
achten müssen. Sie sind außerdem reich an Elektrolyten und enthält 
viel Kazium, Kalium, Zink und Magnesium. Kokosblütennektar ist
 aufgrund dieser Mineraliendichte also auch ein Geheimtipp gegen Kater.


Ich habe schon häufiger Kakaobohnen in Kombination mit Weinproben 
gesehen. Warum passt Kakao so gut zu Rotwein?

Kakao ist genauso komplex und spannend wie Wein. Jede Kakaobohne 
schmeckt individuell und hat ein sehr komplexes Bouquet. Es kommt ebenso darauf an, wo der Kakao angebaut
 wurde. Unser asiatischer Kakao hat eine 
eher milde, erdige, leicht holzige und zugleich fruchtige Note.
 Kakaobohnen aus Südamerika sind dagegen temperamentvoller, 
feuriger mit mehr bitteren und säuerlichen Anteilen. Die
 afrikanischen Kakaobohnen sind im Geschmack meist wärmer und 
trockener, sie werden leider durch den industriellen Einfluß 
großer Konzerne noch nicht für die schonendere Kaltverarbeitung
 verwendet, weswegen der größte Anteil des Kakaos aus Afrika eine
 niedrigere Qualität hat. Kakaobohnen sind in der Gastronomie ein 
hervorragender Begleiter zu Rotwein, bei dem manche Sorten ja auch 
geschmackliche Nuancen von Kakao mit sich bringen. In ihrer berauschenden Wirkung ergänzen sich Kakao und Wein durch ihr Feuer
 jedenfalls bestens.

Das klingt spannend. Wie kann der Rohkakao, neben der
 Trinkschokolade, zuhause oder in der Gastronomie noch verarbeitet 
werden?

Generell sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Für
 aphrodisierende Nachspeiseideen kann ich das Kochbuch „Go Raw. Be
Alive!“ meines Berliner Kollegen Boris Lauser, zur Zeit einer der
 angesagtesten Raw-Gourmet-Chefs Berlins, wärmstens empfehlen. 
Ansonsten weiß ich, dass einige Gastronomen mit unserem Rohkakao zum 
Beispiel Cheesecakes herstellen, die sehr gut
 ankommen. 
Neben Kuchen, Sorbets, Puddings, Cremes und Trinkschokolade stehe
 ich aber auch total auf Kakao-Smoothies. Sehr beliebt ist der „
Spicy Raw Chocolate Smoothie“ (das Rezept gibt’s unten, Anm. d. Red.). Ich habe auch schon gehört, dass sich unser Kakao
 sehr gut für die molekulare Küche in angesagten Gourmetrestaurants 
eignet.

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Eine Trinkschokolade aus Rohkakao


Willst du uns zuletzt verraten, welche Vision du im Hinblick auf 
Kakao und seine zukünftige Verwendung in der Gastronomie hast?

Ich habe schon lange den Traum, dass mehr und mehr
 Gastronomen rohe Kakao-Smoothies als energetisierende Alternative zu Kaffee und Espresso anerkennen und anbieten. Vor allem für die
 Gäste, die Kaffee wegen seiner manchmal sehr aufwühlenden Wirkung 
nicht vertragen oder auch einfach nicht mögen. Roher Kakao kann
 aber auch ein perfekter Ausklang nach einem genussvollen
 Essen sein. Feinschmecker würden das Café oder Restaurant
 durch die aphrodisierende und herzöffnende Wirkung sicherlich noch 
glücklicher verlassen!

Vielen Dank, Tobias.

Bei Interesse und Fragen ist Tobias per Mail erreichbar. Weitere
 Infos gibt es unter www.goodmoodfood.net und zu beziehen sind die Kakaoprodukte u.a. bei Cacao Mama und Passionate Life.

Spicy Raw Chocolate Smoothie

Zutaten: 

5 getrocknete Datteln 
2-4 Bananen je nach Reifegrad 
1 EL gemahlenes Chai-Pulver
1 EL Kokosöl oder -mus
100 ml Kokosmilch
230 g rohe 100%ige Kakaomasse

Zubereitung: 

Alle Zutaten in einen Blender geben, dann mit (im Idealfall gefiltertem und energetisiertem) Wasser und Eiswürfeln, je nach Wunsch bis Maximalmenge auffüllen. Gut durchmixen, bis der Smoothie schön cremig ist. Danach in ein schönes Glas abseihen, mit ein paar Kakaonibs, Kokosraspeln und Gojibeeren dekorieren und servieren (oder selbst genießen). 

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