Wales ist die „terra incognita“ auf den britischen Inseln. Hat man schnell ein Bild der schottischen Highlands, der sanften Rosamunde-Pilcher-Landschaften im englischen Süden, der Metropole Londo und dem unendlichen Grün Irlands im Kopfe, bleibt es bei Wales meist dunkel.
Aus der Schule weiß man vielleicht noch, dass hier der Bergbau eine große Rolle spielt(e) und es in Wales die Stadt mit dem längsten Namen in Europa gibt. In der CD-Sammlung mag vielleicht ein Album der Manic Street Preachers oder der Super Furry Animals oder meinetwegen von Tom Jones stehen, im Bücherregal bestimmt ein Ken Follet. Und ja, auch Hollywood-Star Christian Bale ist Waliser, hätten Sie´s gewusst? Timothy Dalton auch, und Catherine Zeta-Jones.
Mit Whisky bringt man das Drei-Millionen-Einwohner-Land vermutlich ebensowenig in Verbindung. Doch vielleicht haben Sie schon mal einen Penderyn im Shelf der Bar Ihres Vertrauens stehen sehen. Der kommt aus Wales. Es ist der einzige Whisky aus Wales. Im Jahr 2000 wurde mit der Eröffnung der Brennerei eine mehr als hundert Jahre brach liegende Whiskytradition ins Land zurück gebracht, in Anwesenheit von Prince Charles, der bekanntlich „Prince of Wales“ ist. Schnell konnte sich „Penderyn“ unter Whisky-Connaisseuren in aller Welt einen Namen machen.
Was auch am besonderen Destillationsverfahren liegen dürfte: In einer nur einstufigen Potstill-Destillation entsteht ein hochfeines, aromatisches Gerstendestillat, die Reifung erfolgt in zwei verschiedenen Fasstypen, was die Frische und Lebendigkeit der Destillate bewahrt. Auf Kältefiltrierung verzichtet man ebenso wie auf die nicht unübliche Zugabe von Farbstoffen, Geschmacksverstärker bleiben ebenso draußen. Insgesamt sechs Whiskys werden derzeit bei Penderyn im wunderschönen südwalisischen „Brecon Beacons National Park“ (siehe Foto oben) hergestellt, ferner ein Wodka, ein Gin und ein Cream Liquor.
Zwei Whiskys wollen wir an dieser Stelle, weil sie jetzt neu via Schlumberger in Deutschland verfügbar sind, vorstellen:
Erstens der Single Malt Penderyn Myth. Es ist der erste Whisky des Hauses, der ausschließlich in ehemaligen Bourbonfässern aus amerikanischer Eiche reift. Fruchtig schon im Duft, hält sich dieses Merkmal auch am Gaumen, ein weicher, gefälliger Whisky, der sich auch und gerade jetzt in wärmeren Tagen als Drink empfiehlt. Den roten Drachen auf dem Etikett kennt man von der walisischen Flagge, es ist das Wappentier des Landes.
Zweitens Penderyn Red Flag – Madeira Finish. Der Single Malt bekommt seinen Schliff, der Name sagt es schon, in Madeirafässern. Die ebenfalls fruchtigen Aromen in der Nase werden von Karamell, Toffee und Sultaninen begleitet. Am Gaumen machen sich leicht süßliche Noten und trockene Früchte bemerkbar, wer schon mal einen Madeira-Kuchen gegessen hat, könnte auch diesen herausschmecken. Die rote Flagge auf dem Etikett rekurriert auf den historischen Arbeiteraufstand von Merthyr im Jahr 1831, bei der es zur Verurteilung und Hinrichtung des Minenarbeiters Dic Penderyn, der eigentlich Richard Lewis hieß kam. Penderyn wurde zum Märtyrer für die Waliser und ist Namenspatron der Destillerie. Der Künstler Andrew Davidson hat die Entschlossenheit der Menschen zum Widerstand in einem eindrucksvollen Bild festgehalten, das die Flasche ziert.
Fazit: Zwei sanfte, elegante Whiskys, die auch bei Nicht-Whisky-Trinkern Gefallen finden dürften. Dass sie in Gebinden daher kommen, die an klassische Weinflaschen erinnern, noch dazu wie alle Sorten mit stilvollen Etikettierungen versehen, unterstreicht ihre Besonderheit. Wales? Whisky? Well, yes!
Foto: Brecon Beacons National Park via Shutterstock