Ein Mann mit Hut aus der Pfalz steckt hinter einem Wein, dessen Name hängen bleibt: Pornfelder.
Es ist nicht nur namentlich eine Kreuzung aus dem Begriff „Dornfelder“ und „Portugieser“, sondern auch das Produkt betreffend: an diesen Verschnitt (im Französischen klingt´s eleganter: Cuvée) aus den beiden Rebsorten hat sich Jungwinzer Lukas Krauß gewagt, der sich gerne hinter dem Pseudonym „Der Mann mit Hut“ versteckt. Er hat zuvor schon mit seinem „Chapeau Krauß“ (Müller-Thurgau, Scheurebe, Weissburgunder) für Aufmerksamkeit in der Weinbranche sorgen können. In welcher der Kalauer, dass man das mal machen müsse, einen Pornfelder füllen, übrigens schon länger kursiert.
Gesagt, getan: Das Ergebnis ist in eine schicke Flasche gepackt worden, auf deren Etikett halbnackte Fräulein die Trauben umranken. Zur Prowein 2014 wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt, anderthalb Monate nach Launch hatte Krauß schon 3.000 Stück verkauft. Sex sells? Jedenfalls musste er sich alsbald dem Vorwurf stellen, er praktiziere sexistische Werbung, eine Gleichstellungsbeauftragte aus Rheinland-Pfalz wollte ihn gar beim Werberat ankreiden. Sexismus in der Werbung ist ein Thema. Und was für eins, aber hier ist die Kritik aus meiner Sicht fehl am Platze. Der Werberat soll sich lieber um die vielen Fälle kümmern, in denen echte Menschen halb bis ganz nackt fotografiert für Butter, Reisen und ja, bestimmt auch Weine herhalten müssen und es mit einer Selbstverständlichkeit daher kommt, die keine ist. Wer beim „Pornfelder“ den Gag nicht versteht, der hält vermutlich auch den „Kröver Nacktarsch“ für gewaltverherrlichend. Den ziert bekanntlich ein Etikett, auf dem ein Kind geschlagen wird!
Sei´s drum. Gänzlich unaufgeregt übrigens ist das Geschmacksbild des tiefdunklen Weines: 35% Dornfelder und 65% Portugieser sorgen für viel Fruchtigkeit. Ein gefälliges Produkt, das aus meiner Sicht gut zum Essen passt, zu Pasta oder Käse beispielsweise oder auch zu Früchten. Allein und für sich getrunken, ist er mir geschmacklich ein wenig zu zurückhaltend. Da gibt es komplexere und facettenreichere Rotwein-Alternativen. Er gehört auf die Tischdecke gestellt statt mit unter die Bettdecke genommen. „Pornfelder“ kann man u.a. bei Geile Weine kaufen. Ja, die Online-Weinhandlung heißt so. Und ich hoffe, dass Facebook meine Seite nicht wieder sperrt, wenn ich diesen Artikel mit so vielen schlimmen Wörtern drin später teile.
