Frisch von „meiner“ Uni, der Ruhr-Universität in Bochum, kommen Bianca Schiffer und Carina Huvers. Die beiden haben sich die männerdominierte Getränkeindustrie ausgesucht und wollen sie mit ihrem Start-Up aufmischen. Ihr erstes Produkt heißt Priamo.
Priamo will sich als alkoholfreie Alternative zu Sekt/Schaumweinen z.B. bei festlichen Anlässen etablieren: Das Produkt besteht aus Wasser, Apfelsaftkonzentrat, Agavendicksaft, Trauben-, Cranberry-, Sauerkirsch- und Zitronensaftkonzentrat. Zucker bleibt draußen, in den Früchten sei schon hinreichend Süße drin, finden die Gründerinnen. Natürliche Energie liefert der Mate-Extrakt. Vor allem aber mit der Cranberry als Powerfrucht will man punkten. Wir haben mit Bianca Schiffer (auf dem Foto unten links, rechts Carina Huvers) gesprochen.
Bianca, wie kam es zu eurer Start-Up-Idee?
Wir haben in der Uni schon häufig im Rahmen von Studienprojekten zusammengearbeitet, gegen Ende des Studiums im Sommer 2013 kam bei uns beiden der Wunsch der Selbständigkeit auf. Eine klassische Konzernkarriere als BWLerinnen kam für uns nicht in Frage. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch gar nicht, was unser Start-Up genau zum Inhalt haben sollte, jedoch hatten wir von Anfang an bestimmte Kriterien dazu im Sinn: Es sollte sich erstens um ein Produkt handeln, welches primär Frauen ab 25 Jahre, berufstätig und aktiv, als Zielgruppe adressiert. Wir erhofften dadurch eine größtmögliche Identifikation von uns selbst mit dem Produkt und damit letztlich eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit, da wir selbst Teil dieser definierten Zielgruppe sind und darum glauben, die Bedürfnis dieser potenziellen Kunden gut verstehen zu können. Zweitens sollte das Produkt einen gesellschaftlichen Zweck unterstützen, der der definierten Zielgruppe zugutekommt. In den folgenden Wochen entwickelten wir die Idee von Priamo, einem Lifestyle-Getränk zum Anstoßen. Priamo soll insbesondere Frauen ermöglichen, schick, lecker und natürlich anzustoßen und dabei auf Alkohol verzichten zu können – beispielsweise weil das Auto wartet oder weil man einfach keine Lust hat, Alkohol zu konsumieren. Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, dass man nicht in die – manchmal etwas seltsame – Situation kommt, mit einem Wasser oder einem O-Saft anstoßen zu müssen. Die Entwicklung dieser Geschäftsidee war also vielmehr ein systematischer Prozess und hatte nichts mit einem Heureka-Moment zu tun.
Wie lief dieser systematische Prozess dann weiter, als es in die Produktentwicklung ging?
Die ersten Versuche – völlig naiv, als BWLerinnen hatten wir bislang keinerlei Erfahrung damit – in der heimischen Küche: grauenhaft. Nach und nach bekamen wir jedoch ein Gefühl dafür, wie das Bittere der Cranberry durch andere Früchte kompensiert werden konnte, so dass der großartige Cranberrygeschmack auch ganz ohne Zugabe von Zucker zum Vorschein kam. Als wir eine Rezeptur fanden, die durchaus schon genießbar war, wandten wir uns an einen lokalen Weinhändler, er möge unseren Versuch doch einmal verköstigen. Wir erhielten viele gute Tipps, wie wir die Entwicklung weitertreiben konnten, beispielsweise die Zugabe von etwas Zitrone. Mit einer Mischung, die man als 95%-Lösung bezeichnen konnte, gingen wir schließlich nach Frankfurt zu einer Firma, die sich auf die Rezeptentwicklung von Getränken spezialisiert hat. Von da an dauerte es noch vier weitere Monate mit mehreren Iterationen, bis die finale Rezeptur stand. Selbstverständlich bezogen wir bei jeder Runde Freunde und Familie mit ein, um ein möglichst breites Feedback zu erhalten. Das Ende dieses Prozesses muss man als echtes Feintuning bezeichnen: ein halbes Prozent von der einen Zutat mehr, ein halbes Prozent von der anderen Zutat weniger. Mit dem Ergebnis sind wir bis heute sehr zufrieden!
Gründen ist sexy. Aber ein Getränk „gründen“ ist sicher auch sehr komplex weil ein sehr analoges Produkt…
Die Getränkebranche ist ohne Zweifel ein sehr schwieriger Markt. Jedoch sollte man sich auch als Newcomer in diesem Bereich nicht davon einschüchtern lassen. Heutzutage muss man ja zunächst einmal keine eigene Produktionsstraße einkaufen, um ein eigenes Getränk herstellen zu können. Man muss auch kein Lebensmittelrecht studiert haben – dieses Wissen kann man sich zu einem großen Teil ebenfalls „von außen“ holen. Ich möchte auf keinen Fall behaupten, dass es ein Kinderspiel ist, ein Lebensmittel oder Getränk zu launchen, aber es ist mit genügend Passion, Fleiß und vielen Feedbackschleifen mit potentiellen Kunden ebenso für Quereinsteiger in der Branche machbar. Ein frischer Blick auf den Markt kann meiner Meinung nach schon einen großen Teil des Erfolges ausmachen! Nach dem Entwicklungs- und Produktionsprozess kommt allerdings erst der wirklich schwierige Teil: der Vertrieb.
Wie ist da euer Stand?
Hier stehen wir noch ganz am Anfang. Derzeit setzen wir auf eine regionale Strategie im Fachhandel sowie auf unseren neuen Online-Shop. Der persönliche Kontakt zu Händlern und Kunden ist uns dabei enorm wichtig, um unsere Entwicklung stetig voranzutreiben. Die Fachhändler, mit denen wir hier im Ruhrgebiet bereits zusammenarbeiten, geben uns dazu laufend viel gutes Feedback. Da ein alkoholfreies Getränk wie Priamo im klassischen Weinhandel aber manchmal für Fragezeichen bei den Händlern sorgt, müssen wir an vielen Stellen noch Überzeugungsarbeit leisten. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass wir mit Priamo den neuen Zeitgeist treffen – darum arbeiten wir uns Stück für Stück weiter.
Und welche Planung habt ihr für die Gastronomie?
Die Gastronomie spielt bei unseren Überlegungen eine sehr große Rolle. So wollen wir bei unseren künftigen Aktivitäten insbesondere die Event- und Wellnessgastronomie stärker in den Fokus rücken. Schließlich eignet sich Priamo hervorragend für eine Vielzahl großer Veranstaltungen – aber eben auch für ein schickes und erfrischendes Anstoßen nach dem Saunagang.
Wie geht es weiter, und ommen weitere Produkte?
Für das kommende Weihnachts- und Silvestergeschäft haben wir uns spannende Projekte und Geschenksets überlegt. Zu viel soll noch nicht verraten werden, aber wir planen dazu gerade ein richtiges kleines Fotoshooting, bei dem unsere Ideen richtig toll in Szene gesetzt werden. Wenn sich unsere Entwicklung weiterhin so positiv fortsetzt, würden wir im kommenden Jahr gerne eine weitere Version von Priamo launchen. Wir haben dazu auch schon was im Sinn – das wird aber noch nicht verraten.
Schon klar:-) Vielen Dank und viel Erfolg!
Mehr Informationen:
www.i-love-priamo.com
1 Kommentar
Eigentlich ist die Idee ja auch nich neu. Robby Bubble fährt die Schiene ja schon seit einigen Jahren recht erfolgreich. Zwar richten die sich an eine deutlich jüngere Zielgruppe, aber im Grunde scheint Priamo ja auch nichts anderes zu machen als Sekt mit Fruchtsäften zu simulieren. Das Zeug wird wahrscheinlich eher auf den erwachsenen Gaumen zugeschnitten sein. Nur frage ich mich ob wir einen Sekt aus Fruchtsaft wirklich trinken wollen, also als Alternative zu alkoholhaltigen Optionen. Das hieße, dass der Geschmack und nicht die berauschende Wirkung des Alkohols bei der Wahl ausschlaggebend ist. Ich glaube aber, dass das bei den wenigsten der Fall ist.