Im Gespräch mit Lars Bender, Balthazar Essen

von Jan-Peter Wulf

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Die Rüttenscheider Straße in Essen hat sich zu einer bunten szenegastronomischen Meile entwickelt: Mit Konzepten wie „Miamamia“ (zwei Outlets), „Tatort“, der „Fcuk Yoga“ Bar (in der angrenzenden Emmastraße), „Sweet Coffee Pirates“, „Schichtbetrieb“ „Zweibar“, „Zucca“, „Eigelstein“, „Hans im Glück“ und ganz neu „Müllers an der Rü“ von Nelson Müller gibt es von der Kölsch-Bierschwemme über das Dessert-Spezialkonzept bis zur High-End-Bar eine große Vielfalt mitten im Pott. Es gibt sogar einen eigenen Gastronomie-Preis für die Meile. 

2013 eröffnete mit dem Balthazar ein weiteres spannendes Gastronomie-Konzept, das vom Frühstücksangebot am morgen bis zu ambitionierten Drinks in der Nacht reicht. Für die Drinks an der Bar zeichnet Lars Bender verantwortlich, der zuvor in Franky´s Bar im Wasserbahnhof in Mülheim mixte. Betreiber sind Yu-Jin Chung und Karl Burgath, die auch den Club „Naked“ in Essen betreiben – eine ausführliche Konzeptbeschreibung des „Balthazar“ gibt es auf der Seite der Fizzz. Wir haben mit Lars Bender über die ersten Monate Balthazar, über die „Rü“ und über Drinks gesprochen.

Lars, das Balthazar gibt es jetzt seit rund neun Monaten. Dein Zwischenfazit?
Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden und positiv überrascht. Bei uns ist immer viel los, das Gesamtkonzept wird sehr gut angenommen. In der Planungsphase waren wir uns oft nicht sicher, in welche Richtung sich das Balthazar entwickeln wird. Wein-, Cocktail- oder Bierbar? Wie kommt unser Küchenkonzept an? Verstehen die Gäste uns? Und wir können sagen: Jeder einzelne Aspekt kommt gut an. Wir verkaufen viel Wein, insbesondere am Wochenende extrem viele Cocktails und Longdrinks aber auch einige Hektoliter Bier. Kleinere Fehler in den Abläufen waren nach wenigen Tagen oder Wochen behoben. In kurzer Zeit hat sich ein tolles Team ‎eingespielt. Im Hintergrund haben wir weiter an der Logistik gearbeitet, sodass wir ausreichend Ressourcen haben. 

Das Balthazar könnte mit seinem Look auch in New York (Heimatstadt der Betreiberin, d. Red.) stehen. Wie kommt das bei den Gästen an, „verstehen“ sie es?  
Definitiv. Wir sind zwar immer noch im Ruhrgebiet, und das ist auch gut so, aber bei uns betritt man eine etwas andere Welt . Wir bekommen sehr viel Lob für unsere Einrichtung und Gäste fragen uns ‚Wo bekommt man die tollen Barhocker und Lampen?‘. Besonders schön ist es auch zu sehen, wie viele Fotos unserer Wandtapeten mit New York-Collagen von den Gästen gemacht werden. New-York-Style Bagel, Quater Pound Burger und Cupcakes sind auf jeden Fall der Renner.

Ihr habt teilweise sehr individuelle Cocktail- und Drink-Kreationen, sogar abgestimmt aufs Küchenkonzept. Wie erklärt und verkauft Ihr Eure Produkte, wie kommen die Kreationen an?
Unsere Cocktailkarte haben wir klein aber fein gehalten. Altbewährte Klassiker wie Whisky Sour, Margarita oder Daiquiri sucht man vergebens. Stattdessen haben wir diesen Klassikern einen kleinen Twist gegeben oder bieten unsere eigenen Varianten an. Unser Mojito wird mit einem Zitronengras-Ingwer-Rum zubereitet und die „Bloody Balthazar“ wird mit einer Chimichurriwürzung versehen. Den Tequila Sunrise haben wir in seine Komponenten zerlegt und als Margarita neu interpretiert. Daneben findet man diverse Eigenkreationen und Drinks von Kollegen aus der ganzen Welt. Wir erklären unseren Gäste gerne, was wir uns beim jeweiligen Drink vorgestellt haben, was man erwarten darf und auf was wir Wert legen: frische Zutaten, Ausgewogenheit, selbstgemachte Sirupe und Infusionen. Besonders gut laufen der Rü-Klassiker „Le Gurk“ von Axel Klubescheidt, unser „Balthazar Mojito“, der „Himbeer Gin Tonic“ oder der „Gin Basil Smash“ von Jörg Meyer. Gin Tonic und Moscow Mule sind auch ein großes Thema. Mit einer soliden Gin-Auswahl und wechselnden Wodka-Infusionen, wie zum Beispiel mit Wassermelone oder Earl Grey können wir punkten.

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Die „Rü“ hat sich in den letzten zehn Jahren allgemein gastronomisch sehr entwickelt, die Gastronomiedichte ist hoch. Gibt es eher Konkurrenzdruck oder Zusammenhalt?
Der Konkurrenzdruck ist schon relativ hoch, wobei viele Gäste uns sagen, dass so ein Konzept wie das Balthazar in Rüttenscheid noch gefehlt hat. Für mich persönlich spielt das Konkurrenzverhalten allerdings keine Rolle. Ich empfehle unseren Gästen gerne andere Kollegen. Außergewöhnliche Küche in Sterneniveau? Straße hoch zum „Tatort“. Feine Drinks in toller Atmosphäre? Frag nach Martin im „Fcuk Yoga“. Whisky-Liebhaber? Geh sofort zu Gerd ins „Hotel Handelshof“!

Das Ruhrgebiet hat – in Anbetracht seiner hohen Bevölkerungszahl – immer noch recht wenige Bars. Du kommst von hier, wie hat sich das Revier Deiner Meinung nach in Sachen Barkultur entwickelt?
Hm, schwierig. Mittlerweile findet man in Duisburg, Dortmund oder Essen ein paar feine Bar-Adressen, aber der Großteil wird von der Systemgastronomie bedient. Wobei viele Gäste mittlerweile einen höheren Anspruch haben und sehr zu schätzen wissen, was wir machen. ‎

Wenn man das erste Mal bei Euch ist, was sollte man essen und was dazu trinken?
Am besten ein mal viel Zeit mitbringen und alles probieren! Scherz beiseite: Meine persönliche Menü-Empfehlung für zwei Personen lautet: Vorspeise ‎ – Ziegenkäsekroketten auf Rote Beete Carpaccio mit Trüffelhonig und Kräutermarmelade ‎ sowie Yellowfin Tuna Steak in Sesamkruste mit thailändischen Glasnudelsalat und Koriander Aioli. Dazu ein Glas Weißburgunder aus der Pfalz sowie unseren Asia Express Cocktail mit Wasabi, Zitronengras und Sencha-Vodka.‎ Hauptgang: Iberico Royal im Koriander Rub mit geschmortem Pak Choi und Wasabikartoffelpüree sowie Currywurst 2.0 im Tempurateig mit Hell’s Kitchen extra schärfer Soße und hausgemachte Süßkartoffelfritten mit Mango-Chilli Dip. Dazu ein kräftiger Negroamaro aus Puglia sowie eine Mezcalation aus Mezcal, Pink Grapefruit, Thymian und Peychaud’s Bitters. Dessert: Champagner Popsickles mit weißer Schokolade, Green Tea Matcha und Kokosnussbällchen sowie ein Cupcake von unserer kolumbianischen Hauspatisserie Criolla aus Rüttenscheid. Dazu ein Gläschen Lugana Winzersekt sowie ein Snickers Old Fashioned mit Erdnuss Bourbon, Karamell und Schokoladen Bitters. 

Klingt verlockend! Man kann bei euch ja auch frühstücken, wie es viele Betriebe im Umfeld anbieten. Auf der Straße gibt es zahlreiche Bäckereien, Cafés, Frühstücksläden. Wie setzt Ihr Euch vor diesem hohen Wettbewerbshintergrund ab? 
Wir servieren bis 15 Uhr Frühstück,  unsere Karte ist ein Crossover vieler Kulturen. Man findet neben Croissants und Pancakes auch New-York-Style Bagels, Croque Madame und Mangelgranola.

Springen wir in die Nacht: Was habt Ihr in Sachen Bar für Euren ersten Sommer geplant?
Nach langem und lästigem Hin und Her haben wir seit dieser Woche endlich unseren kleinen Außenbereich im Teresienpark. Viele verschiedene Behörden und Interessengruppen haben uns da leider Steine in den Weg gelegt. Neben ein paar Plätzen direkt auf der „Rü“ findet man jetzt auch circa 60 Plätze im ruhigen Park abseits der Straße. Hier möchten wir unser bewährtes Konzept an die frische Luft bringen.

Lars, vielen Dank!

www.balthazar-essen.de

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