Während meines Design-Studiums bin ich mit meinen Projekten ganz ungeplant immer wieder im Küchen-Bereich gelandet. Da ich aber „Produktdesign“ studierte, und an der Hochschule bestimmte Kurse mit bestimmten Inhalt zu absolvieren waren, war es mir zunächst nicht möglich, tatsächlich zu verstehen, was man mit „Essen“ eigentlich so alles machen könnte, bzw. herauszufinden, was alles in dem Thema drin steckt. Gegen Ende des Studiums gab es dann doch den einen oder anderen etwas freieren Kurs und ich nutzte diese Gelegenheit sofort, um Lebensmittel als Arbeitsmaterial zu testen – mit Erfolg. Auch mein Praktikum während der Studienzeit bei der Eating-Designerin Marije Vogelzang in Amsterdam bestärkte mich in meinem (inzwischen immer stärker werdenden Wunsch), mich ganz und gar dem Thema Esskultur und Design zu widmen.
The Secret Garden – ein temporärer Cocktail-Club / Pop-up-Event, Bar und Aperitivo (2012)
5. Du verbindest Kunst, Kommunikation und Kulinarik. Was haben sich diese Welten zu sagen?
Oje, ich glaube, hier muss ich ganz schön weit ausholen. Ich versuche, es so kurz wie möglich zu fassen. Essen ist etwas Alltägliches und daher oft trivial in den Augen vieler Menschen. Für Lebensmittel wollen die meisten Menschen in Deutschland möglichst kein Geld ausgeben und kaufen einfach das, was am billigsten ist. Nun hat der ganze Billig-Hype aber auch einen Gegen-Trend entstehen lassen, der immer mehr an Bedeutung gewinnt: die Sehnsucht nach echten, wertigen Lebensmitteln, die das tun, für das sie stehen – uns am Leben erhalten. Dieses Beispiel zeigt schon, dass Essen doch eigentlich viel mehr ist als einfach nur satt werden. Essen ist Trend, Lebenseinstellung, Statussymbol, aber auch Ausdruck von Religion, Herkunft, Identität und ja, sogar Zeitalter. Essen ist also – genauso wie Kunst und Kultur – ein Spiegelbild der Gesellschaft. Nicht umsonst gibt es den Begriff der „Esskultur“. Doch welch spannende Themen sich hinter diesem Begriff verbergen, das ist den meisten Menschen leider gar nicht bewusst. Hier setzt meine Arbeit an. Auf kreative Art und Weise möchte ich alte und neue Themen miteinander verknüpfen und vor allem ein Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit unserer Nahrung schaffen. Essen und Kommunikation hingegen sind ohnehin untrennbar miteinander verbunden: Da, wo es essen gibt, sind Menschen. Da, wo Menschen sind, gibt es meist auch was zu futtern.
Hinter dem weißen Vorhang: ein kulinarisches Wintermärchen in vier Akten im Zagreus Projekt (2011 bis 2012)
„Projekt“ ist ein ziemlich schwammiger Ausdruck in diesem Falle… ist ja doch alles immer irgendwie ein „Projekt“. Bei manchen Menschen sind sogar die eigenen Kinder das Projekt… Aber wenn ich das auch unter „Projekt“ laufen lassen darf, dann würde ich gerne dafür sorgen, dass auf der ganzen Welt, ja, wirklich auf der ganzen Welt, ein bewussterer Umgang und eine höhere Wertschätzung für Lebensmittel und deren Erzeuger Standard wird. Dass Essen und unsere Esskultur wieder mehr zelebriert werden. Tagtäglich. Dass wir alle ein bisschen kreativer werden im Umgang mit unserer Nahrung. Aber das ist dann wohl eher ein Wunsch als ein Projekt, oder? Nun ja, auf jeden Fall versuche ich mit jedem meiner Projekte einen kleinen Beitrag hierfür zu leisten.
www.ineslauber.com