Portrait: Tehrani & Brandts, die Gastro-Unternehmer aus Berlin

von Redaktion
grace restaurant 690x460 - interviews-portraits Portrait: Tehrani & Brandts, die Gastro-Unternehmer aus Berlin

Das „Grace Restaurant“ wird von „Tehrani & Brandts“ betrieben. Foto: Marco Schwalbe

Mit einer etwas größeren Geburtstagsparty startete das Business von Tawan Tehrani und Felix Brandts vor rund acht Jahren. Heute richtet das dynamische Duo große und kleine Events aus, betreibt mehrere Gastronomie-Locations und ein florierendes Agenturgeschäft.

Zum Gespräch setzen wir uns in die „Grace Bar“ im „Hotel Zoo“ und trinken frisch gemachte grüne Smoothies (es ist noch früh am Tag, zu früh für einen Drink).

Es ist nicht eine Bar, es ist ihre Bar, die Felix Brandts und Tawan Tehrani nebst dem angrenzenden Restaurant in Kooperation mit dem Management des vor anderthalb Jahren wiedereröffneten Hotels betreiben. Es ist das vierte gastronomische Objekt des Unternehmens „Tehrani & Brandts“ und mittlerweile sind es sogar schon fünf: Ende 2015 nahm der Club „Bricks“ unter dem „Hilton“ am Gendarmenmarkt (Ex-„Asphalt“) den Betrieb auf. Dort kooperiert man mit Roland Mary und Elmar Alexander Voigt („Borchardt“, „Café am Neuen See“). Felix Brandts sagt selbstbewusst:

Wir sind uns sicher, dass das ‚Bricks‘ ein erfolgreicher Hauptstadtclub wird.

Bislang hat das Duo jedes Projekt zum Erfolg gebracht – von der ersten gemeinsamen Party bis zur Etablierung des „Grace“ als neuen Hot-Spot in der City-West, wo ein paar Tage vor unserem Gespräch gar ein gewisser Brad Pitt feierte.

Große Community aufgebaut

„Eigentlich hatten wir nur nach einer etwas größeren Location für eine Privatparty gesucht, Felix hatte gerade seine Ausbildung zum Bankkaufmann abgeschlossen und ich hatte Geburtstag“, erinnert sich Tawan Tehrani. Das war 2007. Zur Party kamen 800 Leute, die Location platzte auseinander. Der Betreiber fragte die beiden, ob sie nun regelmäßig was bei ihm machen wollen. So entstand die Partyreihe „Butterfly Effect“, die man bis heute regelmäßig ausrichtet. „Wir haben da eine Riesencommunity aufgebaut“, so Tehrani. Eine Community, die dem Event von Anfang an durch die wechselnden Club-Locations wie dem „Cookies“, dem „Weekend“ oder das „90Grad“ folgte.

grace bar - interviews-portraits Portrait: Tehrani & Brandts, die Gastro-Unternehmer aus Berlin

Ebenso die Bar „Grace“ im Hotel Zoo. Foto: Marco Schwalbe

Also eine typische Partymacher-Karriere (sofern es die überhaupt gibt)? Nicht ganz, denn ein gutes Jahr nach der Geburt der „Butterfly Effect“ wurden die beiden erst einmal zu Tagesgastronomen und eröffneten in der Auguststraße in Mitte die schmucke „Milch Halle“. Kontrastprogramm: Müsli, Orangensaft, Cortado. Brandts erinnert sich:

Wir haben um sechs Uhr morgens angefangen, Brötchen zu schmieren. Manchmal kamen wir direkt von unseren Partys.

Und Tawan Tehrani fügt hinzu:

Wir haben uns gesagt: Wir müssen diese Erfahrung machen, eine Location ständig bespielen zu können.

Mit den erlernten Skills und dem Erlös aus dem Verkauf des gut laufenden Objekts traute man sich 2011 an das nächste große Gastro-Projekt heran: das „Department“ an der Oranienburger Straße, das zuvor als „Rodeo“ stadtbekannte Partylocation geworden war. Die Sanierungspläne für das alte Postfuhramt mit seinem traumhaft schönen Kuppelsaal standen schon fest, als man mit dem Besitzer die temporäre Nutzung vereinbarte – letztlich konnte man nur knapp zwei Jahre bleiben.

Gelohnt habe es sich nichtsdestoweniger, findet Brandts: „Es war eine große Ehre für uns, diesen magischen Ort bespielen zu dürfen.“ Es war auch ein Risiko: „Wir haben alles rein investiert, was wir hatten, es gab keinerlei Puffer. Der Laden musste von Tag eins an fliegen. Sonst wären wir wieder bei den Eltern eingezogen“, lacht Tehrani.

Das „Department“ flog, neben dem Club- und Restaurantbetrieb wurde die Location für B2B-Events besucht. Der einzigartige Bau, Parkplätze vor der Location, mitten in der Stadt – besser ging es kaum. Und dann der Anruf des Besitzers: Es geht nicht weiter. Tehrani: „Ein sehr emotionaler Moment für das Team und uns.“

Erfolgreiches Agenturgeschäft

Die Party sollte weitergehen, das stand für das Duo außer Frage. Mit der Suche nach einer geeigneten Location (die schließlich das legendäre „Café Moskau“ wurde, in deren Keller man seit 2013 den Club „Avenue“ betreibt) konnte man sich indes Zeit lassen. Denn ab 2010 hatte man, parallel zum Gastronomie- und Eventgeschäft, eine erfolgreiche Agentur aufgebaut, die mit Promotion, Personal, Eventmanagement, Location-Scouting und Kreativleistungen wie Konzeption und PR eine Vielzahl von Services anbietet. Der erste Kunde war die Radeberger Gruppe mit seiner szenigen Biermarke „Corona“, für die man von der Erstellung von POS-Material über das Stellen von Promotoren- und Hostessenpersonal bis hin zum Weltfinale der „Movida“-Clubtour mit 3.000 Besuchern als Full-Service-Dienstleister aktiv wurde.

avenue berlin - interviews-portraits Portrait: Tehrani & Brandts, die Gastro-Unternehmer aus Berlin

Einer von zwei Clubs: das „Avenue“, der Club im legendären „Café Moskau“

Heute zählen Kunden unterschiedlichster Branchen zum Portfolio: Adidas (u.a. Umsetzung der „Sports Marketing Conference“), Moët Hennessy (u.a. Durchführung der „Be Very Special“-Clubtour) oder Saturn, für die man die VIP-Eröffnung und das Eröffnungsshopping in der neuen „Mall of Berlin“ organisierte. Kundenevents richtet man natürlich auch in seinen eigenen Locations aus, davon profitieren alle Seiten. Tehrani:

Die Absprachen sind einfacher, die Wege kürzer, wir können uns auf uns selbst verlassen und das Event nicht nur so umsetzen, wie wir es für den Kunden als Agentur, sondern eben auch, wie wir es als Betreiber haben wollen.

Zusätzlicher Benefit des Agenturgeschäfts: Die eigenen Locations profitieren von den Kommunikationsleistungen, etwa in der Flyergestaltung oder in ihrem Social-Media-Marketing. Tehrani: „Wir haben ein tolles Kreativteam, mit dem wir für jede Marke individuelle Konzepte entwickeln.“ „Anders ginge es auch gar nicht: Ein Konzept aus der Schublade holen und eins zu eins für einen anderen Kunden anwenden? Eventgeschäft ist kein Fließbandprodukt“, fügt Brandts hinzu.

Menschen ziehen Gäste

Vom Art Director bis zur Garderobenkraft arbeitet heute ein Kreis von rund 200 Personen mit „Tehrani & Brandts“. Das „mit“ statt des „für“ betonen die beiden: „Wir verstehen uns als Team-Member und Netzwerker, die Prozesse steuern“, so Brandts. „Für jedes der vielen Projekte, die wir machen, bauen wir ein Team auf und holen Spezialisten dazu, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Jeder Mitarbeiter ist Teil unseres Gesichts.“

tehrani brandts 690x460 - interviews-portraits Portrait: Tehrani & Brandts, die Gastro-Unternehmer aus Berlin

Making of: Tawan Tehrani und Felix Brandts werden von Ben Fuchs für das Portrait in der „FIZZZ“ fotografiert.

Man betreibe schließlich ein „people business“, erläutert Tehrani: „Die Location kann noch so schön sein – ohne guten Service erzielt man kein Erlebnis für den Gast. Sein Weg, egal ob an einem Abend im Restaurant oder auf einem Event für unsere Kunden, ist entscheidend: Wie wird er begrüßt, wie begleiten wir ihn durch den Abend? Es sind die Menschen, die die Gäste zu uns ziehen.“

Im „Grace“ beispielsweise hat man deswegen eine hierzulande noch selten anzutreffende Position geschaffen: Eine Hostess begrüßt die Gäste am Eingang zum Restaurant, begleitet sie zum Platz und kommt während des Abends noch mal an den Tisch, um sich zu erkundigen, ob alles zur Zufriedenheit der Gäste sei. „Das erzeugt Kosten, bringt aus unserer Sicht aber viel“, findet Brandts. Abgeguckt hat man sich dieses in den USA – Städte wie L.A. und Las Vegas nennen die beiden als Inspiration für neue Ideen und Ansätze in Sachen Service und Entertainment.

Zurück zur Tagesgastronomie

Das nächste gastronomische Projekt steht schon in den Startlöchern: „Rose Garden“ heißt es und wird in Kürze im Erdgeschoß eines Neubaus in der der Torstraße/Ecke Alte Schönhauser Straße in Mitte eröffnen. Ein Healty-Food-Konzept für den ganzen Tag, mit dem man – konzeptuell – zurück den eigenen Gastro-Anfängen in der „Milch Halle“ kehrt. „Dann können wir den Weg des Gastes den ganzen Tag begleiten“, freut sich Tehrani: „Mit Frühstück und Lunch im ‚Rose Garden‘, Dinner und Drinks im ‚Grace‘ und dann Party im ‚Avenue‘ oder ‚Bricks‘.“

Mehr Informationen:
www.tehrani-brandts.com

Editierte Fassung des zuerst in FIZZZ 1/2016 erschienenen Portraits.

Weiterlesen:

KOMMENTIEREN

* Durch die Verwendung dieses Formulars stimmen Sie der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website zu.