Das neue Kreuz Friedrichs in der Kaminlounge am Fuße des Berghain in Berlin ist weder ein gnadenlos durchgestyltes Club-Restaurant noch auf Stahl und Beton reduziert wie der Techno-Tempel selbst, sondern verbindet temporären Charme mit Gemütlichkeit: Holz, Bambus, offener Kamin und Gartenstühle. Die Küchenausrichtung: mediterran-französisch.
Das nennt man wohl eine gewachsene Struktur: Der Berliner Techno-Club Berghain, hervorgegangen aus dem ehemaligen Club Ostgut, hat um sich herum im Laufe seiner knapp sieben Bestehensjahre mehrere weitere gastronomische Elemente versammelt: Die Kantine @ Berghain, eine mittelgroße Club- und Eventlocation, den Bierhof Rüdersdorf und seit Mitte November das Restaurant Kreuz Friedrichs, das vom gleichnamigen Catering-Unternehmen betrieben wird. Ein Restaurant am Club – und doch alles andere als das, was man mit gängigen Club-Restaurants verbindet: keine betonte Szenigkeit, kein Clubsound. Indie-Musik kommt in angenehm zurückhaltender Lautstärke aus den Boxen, die Gäste (50 Plätze) sitzen auf Außen-Holzstühlen wie im Biergarten, die Tische zieren karierte Decken. Den „Draußen-Look“ unterstreicht als zentraler Eyecatcher ein beleuchteter Glaskubus, in dem Bambus gedeiht. Im hinteren Bereich mit schmuckem Steinfußboden befindet sich ein offener Kamin, das darin verbrennende Holz wird dekorativ unter den ebenfalls hölzernen Bänken gelagert. Die Urigkeit wird mit dem Charme des Temporären gepaart: Platten aus Press-Span, unverdeckte Trägerelemente und offene Versorgungsleitungen lassen an Pop-up-Konzepte erinnern.
Nicht ohne Grund: Im Sommer nämlich war die Fläche bislang die Kaminlounge des Bierhofs, und wenn wärmere Tage zurückkehren, können die Wandelemente leicht rückgebaut werden, läßt sich die Location wieder zum Bierhof hin öffnen. Auf der Karte mit mediterran-französischem Einschlag stehen aktuell Kräutercrepes mit gebeiztem Lachs, Entenbrust mit Portwein-Sauce oder Kabeljau-Loin. Das Preisniveau ist moderat (Hauptgerichte zwischen acht und 19 Euro), der Service freundlich und zurückhaltend, aber aufmerksam. Zwar ist das Kreuz Friedrichs nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet und damit dicht an der Öffnungszeit des Berghain dran, ist aber keine Location, die sich programmatisch allzu direkt auf den Club bezieht, an dem sie sich angesiedelt hat. Von trendigen Konzepten, in denen man vor dem Tanzen noch schnell einen überteuerten Happen zu sich nimmt, ist das Kreuz Friedrichs denkbar weit entfernt. Erfreulich weit.