F*** Lohas: Mit dem Lifestyle of Resilience gegen den Öko-Dogmatismus

von Jan-Peter Wulf

 PA1204042 - medien-tools, food-nomyblog, nomyblog F*** Lohas: Mit dem Lifestyle of Resilience gegen den Öko-DogmatismusÜberall ist von der Zielgruppe der Lohas zu lesen: Möglichst ausschließlich nachhaltig und gesund leben diese Menschen, so die Definition. Doch weder können noch wollen immer alle Menschen so konsequent grün agieren. Das macht nämlich nicht immer Spaß, und manchmal geht es auch einfach nicht. Pragmatismus statt Dogmatismus: Dafür steht der Lifestyle of Resilience. 

Wie anstrengend bis unmöglich es ist, immer zu 100% Lohas-Prinzipien zu folgen, schildert Stevan Paul in seinem Buch Schlaraffenland: Niklas, ein Foodblogger, greift fürs Abendessen – ausnahmsweise – zu herkömmlich produziertem Supermarkt-Fleisch statt zu Biofleisch vom Schlachter. Der hat nämlich schon geschlossen, als er endlich aus dem Büro kommt. Die Liebe zu seiner Frau, die sich ein Essen mit Hackfleisch wünscht, ist ihm in dieser Situation wichtiger als das Prinzip. Jedenfalls, bis sein dogmatischer Öko-Nachbar Robert an der Kasse auftaucht, vor dem er sich und sein Hackfleisch versteckt… (Stevan Paul hat das amüsante Kapitel auf dem Radiosender EinsLive vorgelesen, hier anhören).

Die Quintessenz: Man kann nicht immer korrekt handeln, nicht alles ist komplett planbar. Manchmal ist halt flexibles Reagieren gefragt. Und: Es ist auch okay, mal nicht korrekt im engeren Sinne zu handeln. Mach Dich mal locker, lass alle Fünfe gerade sein. Das Zukunftsinstitut hat daraus einen neuen Lebensentwurf abgeleitet: Den Lifestyle of Resilience (LOR). Statt auf Prinzipien herumzureiten, reagieren die LOR-Vertreter „moralisch flexibel“ auf die Wechselfälle des Lebens. Wenn es die Situation erfordert, reagiere ich auch mal anders – bewusst statt mit scheinbar schlechtem Gewissen – als ich es im Regelfall tun würde. Zum Beispiel morgens, wenn es schnell gehen muss. Pour-over-Fairtrade-Kaffee ist da einfach nicht drin, zeitlich. Niklas und seine Frau benutzen alltags eine Kapsel-Kaffeemaschine. Nicht fair, dafür mit viel Aluminium-Abfall je Portion. Sein Nachbar Robert ist fassungslos. Er fordert mehr ökologisches Engagement von Niklas ein (und erhält die Antwort in Form von Risotto, das Niklas gerade zurbereitet, aufs Jackett geschleudert). Doch während Robert und seine Frau beide ein eigenes Auto fahren, pendelt Niklas mit dem Bus zur Arbeit. Niklas ist pragmatisch statt orthodox, und er steht für eine Abwendung von der ökologischen Scheinheiligkeit: „Mit dem Porsche Cayenne zum Einkaufen in den Bio-Supermarkt fahren: Diese Art von Doppelmoral hat ausgedient“, schreibt das Zukunftsinstitut. In der Stadt zu wohnen, ÖPNV zu nutzen und einen Mischkonsum aus Bio, Öko und herkömmlichen Produkten zu betreiben, hat am Ende vermutlich sogar eine bessere Umweltbilanz. 

Ganz abgesehen davon, ist es fürs eigene Karma bestimmt besser, als LOR entspannt und bewusst zu sein, als „total lässig und furchtbar verspannt“, wie die Lohas in Hennig Sußebachs immer noch grandiosem Portrait des Prenzlauer Bergs. Die Trendforscher aus Kelkheim resümieren: „Verkniffener Moralismus ist nicht cool, er ist auch nicht sexy.“ Stimmt. 

Hier können Sie den Beitrag des Zukunftsinstituts zum Lifestyle of Resilience lesen.  
Und hier noch einen Beitrag

 

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