Banken geben der Gastronomie ungern Geld. Brauereien haben dichte Verträge. Eine Alternative – oder Teilalternative – ist Crowdfunding. Auch die Bar „Little Link“ in Köln soll mithilfe der Schwarmfinanzierung entstehen.
Darlehen von Banken, Geld von der Brauerei – so richtig sexy ist das nicht. Die Bank will einen Businessplan und stellt viele Fragen, die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende Geld fließt (das irgendwann mit Zins zurückfließen soll) ist gar nicht so hoch. Auch die Brauerei will irgendwann ihr Geld zurück und verlangt viele Sicherheiten – Exklusivität, Volumen, Visibility (also die schönen goldfarbenen Tischaufsteller, die so gut auf den grob geschliffenen Vintagetisch passen) und Bindung. In der Branche wird auch von Knebelverträgen gesprochen.
Crowdfunding scheint deshalb eine spannende Alternative oder zumindest Teil-Alternative zu sein: Finanzierung durch einen Schwarm aus Befürwortern, ein deutlich erweitertes Umfeld sozusagen. Das Projekt, es kann alles mögliche sein vom tragbaren Drucker bis eben zur Gastronomie, präsentiert sich auf der Seite eines Crowdfunding-Portals wie Kickstarter oder Inkubato der Öffentlichkeit. Zentrales Element ist oft ein Video, das stimmungsvoll die Idee erklärt. Dazu erste Fotos von Prototypen oder Moods. Seltener findet man flipchartartige Slideshows, Zahlenkolonnen oder Analysen, schon eher persönliche Worte und Frage-Antwort-Beschreibungen. Gastronomie scheint ein prädestiniertes Feld für Crowdfunding zu sein – durch Mithilfe einen „dritten Ort“ entstehen zu lassen, ist mindestens so attraktiv wie ein nützliches Gadget oder eine Röst-Mahl-Brüh-Kaffeemaschine. Gastronomische Erfolgsbeispiele für Crowdfunding sind das Häppies aus Berlin oder der Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln, der seinen Ausbau damit ein Stück weit finanziert hat. Zusatzeffekt: Viel Öffentlichkeit, kostenlose PR, emotionale Einbindung von Fans und Fürsprechern.
Aus Köln kommt auch das aktuellste Schwarmfinanzierungsprojekt: Stephan Hinz, Autor des Buches Cocktailkunst – die Zukunft der Bar und mit seinem gleichnamigen Unternehmen umtriebig in Sachen Catering, Beratung und Co., will Ende 2014 im Belgischen Viertel die Bar Little Link eröffnen. Eine Location ist schon gefunden – die ehemalige Musikkneipe „M20″, die nach 23 Jahren im Sommer schloss. Hinz wählte er das Crowdfunding-Portal Startnext. „Der Name Little Link soll für die Verbindungen stehen, die wir hier schaffen. Einerseits möchten wir die Ansprüche der gehobenen Bar mit einem entspannten Ambiente vereinen. Wir möchten nicht nur den Gast einer klassischen Bar begrüßen, sondern auch Leute, die sich allgemein für Genuss begeistern können, denen Sternerestaurant oder Hotelbar aber oft zu verstaubt und zu verkrampft sind“, erklärt er uns. „Andererseits wird bei uns die Verbindung von Bar und Küche ein wichtiges Thema sein. Das heißt, wir arbeiten in der Bar ganz alltäglich mit Verfahren wie Sous-vide, um beispielsweise einen Gin mit Lachs zu aromatisieren. Auch das Barfood wird über die übliche Schüssel mit Erdnüssen hinausgehen. Aber keine Sorge, einfache Drinks wie einen gut gemachten Mai Tai gibt es natürlich trotzdem.“
Warum auch er Crowdfunding als Weg gewählt hat? „Da der Name Little Link ohnehin für neue Verbindungen stehen soll, entwickelte sich die Idee, unsere Gäste auch schon vor der Eröffnung mit einzubinden“, so Hinz. „Es war uns deshalb auch wichtig, als Dankeschön nicht einfach irgendwelche Pakete zu verschicken, sondern die Leute teilhaben zu lassen. So kann man im Little Link Cocktailkurse erleben, seinen Namen an dem Tresen verewigen oder sogar als Commi de Bar mitarbeiten. Oft bezahlen die Gäste aber über das Crowdfunding schlichtweg ihre Drinks im Voraus. Uns verschafft das mehr Sicherheit bei der Kalkulation in den ersten Wochen und für die Gäste macht es am Ende keinen Unterschied im Portemonnaie“, erklärt er. „Durch das Crowdfunding wird natürlich nur ein kleiner Teil der nötigen Summe aufgebracht. Aber es wird der Teil sein, der uns erlaubt, unser Konzept ein noch kreativer und vollständiger umzusetzen.“
Im Einsatz auf einem Event: Stephan Hinz
Die Arbeit für Caterings und Events werde man auch weiterhin machen, so Hinz. Die Bar sei dabei aber die wesentlich entspanntere Variante: „Auf Events schicken wir auch schon mal 10.000 Drinks und das dann auch noch auf einem Messegelände oder in einer Off-Location. Die Bar wird also nicht nur für die Gäste, sondern auch für uns eine Art Wohnzimmer. Geräte und Zutaten kennen wir jedenfalls seit Jahren und auch das Team des Little Link kommt von Cocktailkunst und kennt das Angebot genau.“
Und auch in punkto Kreativität wolle man sich in diesem Wohnzimmer ausleben – was auf Caterings und Events selten möglich sei: „Wir werden für die Gestaltung der Bar auch mit einigen Künstlern und Designern zusammenarbeiten, die für die Gestaltung viele Themen aufgreifen, die auch unsere Workshops prägen, zum Beispiel die menschliche Wahrnehmung oder die Geschichte der Bar. Auch einfache Dinge wie die Cocktailkarte sollen die Gäste verblüffen und unterhalten.“
10.000 Euro wollen via Startnext für das Little Link eingesammelt werden. Als Dankeschön gibt es einen Drink aufs Haus (bei 5 Euro Beitrag) bis hin zum eigenen Tisch in der Bar (für 1.000 Beitrag).
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