Weil die australische Musik-Verwertungsgesellschaft die Gebühren für Gastronomien drastisch erhöht, hat der nationale Gastronomieverband ein Alternativmodell entwickelt. Gesetzt wird dabei vor allem auf lokale Künstler.
Eine dramatische Rechnung: Eine australische Gastronomie musste bislang rund 100 bis 200 AUD Gebühren für eine einjährige Abspielerlaubnis lizenzierter Musik einkalkulieren – eine vertretbare Summe. Jetzt wurden die Tarife von der Phonographic Performance Company of Australia (PPCA) so dramatisch erhöht, dass ein Club, der zwei Restaurants und ein Café beinhaltet – eine typische Großraumdisco also – bis zu 30,000 Dollar hinlegen müsse, um Musik zu spielen, so der Interessenverband Clubs Australia. In der PPCA sind alle vier Majors EMI, Universal, Warner und Sony Music organisiert, aber auch rund 750 kleine Labels, die Hälfte davon australisch.
Wegen der drastischen Erhöhungen wurden jetzt Pläne entwickelt, die die Nutzung und den gleichzeitigen Vertrieb lokaler Künstler vorsieht, die nicht in der PPCA sind. Das geht zum Beispiel so: Wer seine Musik spielen lässt, kann im Laden auch seine CDs verkaufen. Zusätzlich fließen Gelder aus einer selbstorganisierten Gebühr für Hintergrundmusik in einen Topf, aus dem alle beitragenden Künstler bezahlt werden. David Costello (Foto), CEO von Clubs Australia und der Clubs von New South Wales: „Die PPCA kann niemanden außer sich selbst für die Millionen beschuldigen, die sie jetzt einbüßen werden.“ Er ist sich sicher, dass die Umorientierung gutes Potential hat: „Viele Clubs haben sehr gute Beziehungen zu lokalen, nicht gesignten Künstlern aufgebaut, die in den Läden regelmäßig spielen. Ich erwarte, dass viele dieser Künstler die Chance ergreifen werden, zusätzliche Einnahmen zu generieren, indem sie ihre Musik in Clubs, Restaurants und Cafés spielen lassen.“
Für Locations, die mit Live-Musik operieren sowie Kneipen und Restaurants dürfte das Modell machbar sein. Beispiele wie die Berliner Bar Breipott zeigen, dass ein Musikprogramm aus unter Creative Commons-Lizenz stehenden Titeln sogar eine USP sein kann. Aber: Eine USP ist per se eine Ausnahme. Leidtragende der australischen Neuregelung werden diejenigen Clubs sein, die mit internationaler Dance Music arbeiten und eine entsprechende Dance-affine Zielgruppe aufgebaut haben. Diese Musik ist in der Regel in den nationalen Verwertungsverbänden organisiert. Auf lizenzfreie Musik zu setzen, ist für sie quasi unmöglich. Die PPCA wiederum hat in einem Schreiben reagiert und wirft Clubs Australia vor, die Tariferhöhungen falsch und bis um das Elffache überhöht dargestellt zu haben. Es gibt ganz offensichtlich noch einigen Klärungsbedarf.
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