Sie lieben Essen und Genuss. Aber bevor sie essen und genießen, fotografieren sie erst. Und sie reden beim Essen über anderes Essen. Willkommen in der Welt der Foodblogger.
Sie betreten ein Restaurant und alle Leute am Nebentisch haben eine Kamera dabei, schieben Teller hin und her, stellen Blumenvasen weg, gehen sich gegenseitig aus dem Bild, wiederholen das Führen der Gabel zum Mund und Sie denken zurecht „um Himmels willen, wird doch alles kalt?“. Sie könnten in ein Foodbloggertreffen geraten sein. Denn immer mehr Gastronomen und natürlich auch Hersteller haben diesen besonderen Menschenschlag, den das Web 2.0 mit seinen Blogs erst so richtig hervorgebracht hat, für sich entdeckt.
Aus gutem Grund: Foodblogger verstehen was von Essen, nicht selten mehr als klassische Kritiker oder diejenigen bei den Stadtmagazinen, die sich dafür halten, weil sie selbst viel und gerne kochen und meist auch gerne außer Haus essen gehen (Ausnahmen – diejenigen, die ausschließlich selbst kochen – bestätigen die Regel). So weit, so gut. Sie essen aber nie allein. Ihr Leser nämlich isst stets virtuell mit, und der braucht gute Bilder. Dass das Gemüse dabei erkaltet, sieht er nicht, und der Foodblogger betreibt liebend gerne Stellvertretergenuss: Sein Leser muss zuerst genießen, dann erst ist man selbst dran. Ach ja, dann gibt es ja noch die Begleitung. Oft der Partner. Diese Person hat es auch nicht immer leicht, anfassen (das Essen) oder gar reinbeißen ist erstmal nicht erlaubt. Konversation? Nun, man sitzt mit einem Experten am Tisch, der beim Essen gerne über Essen spricht. Leichter hat es, wer mitreden kann. Privat essen gehen, die Expertise an der Garderobe und mal über was anderes reden? Nice try. Diese knuffige Liste nennt 10 Gründe, warum es schwer ist, mit einem Foodblogger zusammen zu sein. Und dann eigentlich doch gar nicht so schwer, schließlich fällt viel leckeres Essen ab. Es gibt schlimmere Hobbys, die ein Partner haben kann. Leichter hat es auf jeden Fall, das gilt nicht nur für Partner, sondern für Begleiter allgemein, wer sich mit dem idiosynkratischen Vokabular der Foodblogger ein wenig auskennt. Da hilft dieser Text weiter. Und zu guter Letzt für alle, die gar nicht wissen, worüber hier geschwafelt wird, eine Typologie: Wer oder was sind eigentlich Foodblogger? There´s an app for that!
Foto: Food Blogger via Shutterstock