Alkoholfrei, das klingt wie fettfrei, glutenfrei, zuckerfrei: Gesünder, bekömmlicher, aber verzichtend. Auf Genuss. Alkoholfreie Mixgetränke sind in der Regel zuckrige, saftige, klebrige Mischungen ohne Alkohol und schmecken austauschbar. Abhilfe schafft dieses Rezeptbuch.
Ein alkoholisches Produkt als eine Zutat für Getränke und nicht unbedingt als Zentrum des Drinks: Nach diesem Prinzip hat der bekannte Bartender Arnd Heissen vor einigen Jahren ein Buch aufgebaut. Selbstgemachte Sirupe, Infusionen, Würzungen, Kräuter und mehr stehen dort als gleichberechtigte Bausteine quasi nebeneinander. Dieses Prinzip weiterdenkend, liegt es nicht mehr so fern, einen Baustein – Alkohol – wegzulassen und aus den verbleibenden Drinks zu konzipieren, ohne dass die Abwesenheit von Alkohol die ganze Zeit irgendwie mitschwingt, Negativstichwort: Autofahrercocktail.
Ob es jemals normal sein wird, Drinks ohne Alkohol nicht unter der Kategorie „alkoholfrei“ auf die Karte zu setzen? Zum Beispiel geclustert nach „Drinks mit Rosmarin“ oder „Bittere Drinks“, und dort steht einer mit Gin neben einem ohne Spirituose, einer mit alkoholhaltigem Bitterlikör neben einem mit einer italienischen Bitterlimo ohne Prozente? Vielleicht gibt’s das irgendwo sogar schon. Bestimmt. In Melbourne oder Portland.
Alkoholfreie Drinks selbst herstellen
Jede Menge Inspiration für Drinks mit anderen Ingredienzien als Alkohol jedenfalls bietet dieses Buch, das diesen Monat, welchen viele bekanntlich für Abstinenz, als „dry january“ nutzen, erschienen ist. Eva Derndorfer und Elisabeth Fischer stellen 100 Rezepte für selbstgemachte Getränke vor. Guter Geschmack, Komplexität (mindestens drei Zutaten), Dünnflüssigkeit (von der Sektion „Smoothies“ abgesehen), Körper, Intensität auf Augenhöhe mit der ggf. parallel verzehrten Speise, Überraschungseffekt und Vielfalt sind die Kriterien, nach denen sie ausgewählt haben. Und großenteils schnelle Zubereitung trotz der Vielschichtigkeit:
Viele Drinks sind sogar regelrechte Minutendrinks, in der Zeit, in der man sonst eine Flasche Wein aus dem Keller holt, sind sie fertig gemixt.
Und dass man mit alkoholfreiem Selbstgemachten – von der Limonade bis zum Ingwer-Limetten-Heißwasser grandiose Margen in der Gastronomie erzielen kann, hat sich längst bis in die hintersten Winkel des Landes herumgesprochen.
Es gibt sogar einen alkoholfreien Gemischten Satz
Aufgeteilt sind die Mixturen nach den Kategorien Erfrischung, Lust auf Natur, Wohlfühlen, Festliches Dinner, Dessert, Smoothies und Pioniere – in Letzterem findet sich Innovatives wie ein Granatapfel-Spitzwegerich-Spritz, Quitten-Tonic oder Sauerkraut-Apfel mit Vanille. Für die Abendgastronomie empfehlen sich vor allem die Ideen unter „Festliche Dinner-Drinks“: Hier gibt es Non-Alk-Apéritifs, Tonics, die ohne Gin auskommen und sogar Wie-Wein-Drinks, Variationen von Traminer und dem Wiener Klassiker „Gemischter Satz“. Die Autorinnen finden:
Wer sich bis jetzt mit Apfel- oder Orangensaft zufrieden geben musste, fühlt sich nun als Gast ernstgenommen und wertgeschätzt. Andere Genießer sind erleichtert, sie müssen nicht den ganzen Abend nur Alkoholisches konsumieren und kommen trotzdem geschmacklich auf ihre Kosten.
Dem schließen wir uns an und möchten noch hinzufügen: Diese Genießer sind in der Gastronomie bestimmt bereit, dafür einen den alkoholischen Drinks vergleichbaren Preis zu entrichten.
Eva Derndorfer, Elisabeth Fischer: Alkoholfreie Drinks: Die perfekten Begleiter von Frühstück bis Dinner
100 spannende Alternativen zu Wein, Bier & Co. Vielfältig im Geschmack – einfach in der Zubereitung
176 Seiten, 100 Abbildungen, Hardcover
25 Euro, erschienen im Brandstätter Verlag