Kochbücher gibt’s viele, Berlin-Kochbücher auch (zum Beispiel das hier, ein gutes). Dieses neue Werk hat besonderen Charme: „Comfort Zone – Berlin Cookbook“ veranschaulicht mit seinem portraithaften Ansatz, wie international und vielfältig die Hauptstadt heute ist.
24 Menschen aus 21 Ländern, von Künstlern über Shop- und Gastronomiebesitzer bis zu Geistlichen verschiedener Glaubensrichtungen, stellen hier insgesamt 50 persönliche Rezepte vor. Unter anderem Stephen Kovats, Mitbegründer der „r0g_agency for open culture“, Kanadier mit ungarischen Wurzeln: Der Sonntagspfannkuchen ist transkontinentale Familientradition, deshalb stellt er sowohl den „Canadian Backwoods Blueberry Flapjacks“ als auch seinen „Succintly Hungarian Palacsinta (Pfannkuchen)“ vor.
Per Meurling vom Blog „Berlin Food Stories“ ist gefühlt viermal am Tag in Restaurants, gemessen an seinem Social-Media-Output, aber er ist auch selbst ein guter Koch und bringt aus der schwedischen Heimat Toast Skagen und Fiskgratäng auf den Tisch. Mehdi Amara´s „Couscous der Welt“ ist ein echter Kreuzberger Geheimtipp in Sachen Foodstände, mittlerweile macht er auch das „Chez Mehdi“ im „Urban Spree“, er kocht „Char-Grilled Bell Peppers“ und eine „Chorba“-Gemüsesuppe. Und Ly Trang vom „Café Fleur de Ly“ zeigt, wie man perfekte Summer Rolls macht (woran ich mich auch schon mal versucht habe), dieses Rezept wurde stilecht und stilvoll auf Transparentpapier in Reispapier-Optik gedruckt.
Besonders gefällt die Natürlichkeit und Persönlichkeit der Bilder von Anna Tihanyi, die anders als bei vom Ansatz her ähnlichen Portrait-Projekten wie z.B. „Freunde von Freunden“ dichter dran sind, menschlicher wirken. Der Rotweinfleck auf der stilisierten Tischdecke des Buchdeckels – nice shot. Alle Portraits und Rezepte sind sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch verfasst (deutsche Rezepte am Ende des Buches).
Nur eine Frage bleibt offen: Von allen Kontinenten hat dieses Buch Berlin-Migranten zusammengetragen, nur nicht aus Australien. Dabei gibt’s doch gar nicht so wenige Aussies in der Stadt, manche machen sogar Gastronomie… vielleicht wird „Down Under“ ja in einer zweiten „Comfort Zone“-Ausgabe stattfinden.
Das Buch hat 328 Seiten, kostet 35 Euro und kann direkt auf der dazu gehörigen Webseite gekauft werden:
www.comfortzonecookbook.com