Auftakt für drei Monate intensiver Arbeit am Konzept: Am 12. September fiel in Berlin der Startschuss für die zweite Ausgabe des „METRO Accelerator powered by Techstars“.
Startup–Förderprogramme gibt es heute viele. Doch dieses, der „METRO Accelerator powered by Techstars“, richtet sich exklusiv an junge Unternehmen, die digitale Lösungen für die Gastronomie und die Hotellerie entwickelt haben.
Ein Nischenmarkt, und doch drängen viele Neugründungen in diesen Bereich: Über 600 Teams aus der ganzen Welt hatten sich für das diesjährige Programm beworben, nur zehn Teams aus sieben Städten rund um den Globus (Melbourne, Ottawa, Tel Aviv, London, Köln, Stuttgart und Berlin) erhalten nun die einmalige Chance, ihre digitalen Innovationen im Rahmen des Accelerator-Programms weiterzuentwickeln.
Für sie beginnt jetzt eine dreimonatige Intensivphase, in der sie von insgesamt rund 100 (!) Mentoren aus den Bereichen Startup, Investoren und auch Gastronomie Feedback zu ihrem Produkt erhalten und so Adaptionen und Verbesserungen vornehmen können.
Das Digitale darf den Kontakt zum Gast nicht verdrängen
Zum Kickoff-Termin in Berlin gab es für sie erstmal eine kleine „Erdung“, und zwar von einem der gastronomischen Mentoren: Moritz Estermann, der als Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Restaurantbetriebe von Boris Radczun und Stephan Landwehr („Grill Royal“, „Pauly Saal“, „Le Petit Royal“ und „Dóttir“) tätig ist, plädierte in seinem Impulsvortrag dafür, digitale Lösungen zu finden, die den Gastronomen in seiner Arbeit unterstützen und nicht den Ansatz verfolgen, den Faktor Mensch zu ersetzen – was aus seiner Sicht zu viele Ideen zu tun versuchen. In einer Branche, in der das Persönliche essentiell ist und der Gast ein Erlebnis sucht, dürfe das Digitale den Kontakt zu ihm nicht verdrängen. Estermann:
Viele unserer Bedürfnisse sind sehr speziell. Der Schlüssel ist, etwas zu schaffen, das die Business-Seite anspricht, das mir hilft, mein Geschäft besser zu betreiben, statt mir den Kontakt zum Gast wegzunehmen. Ich glaube fest daran, dass eine App das nicht tun sollte.
Zu viele Konzepte richten sich aus seiner Sicht an den Gast und nicht an den Unternehmer: „Wenn ich essen gehe, möchte ich ein Erlebnis haben. Ich genieße es, anzurufen, um eine Reservierung zu machen, und eine vertraute Stimme zu hören.“ Ein Restaurant zu betreiben, wie sein Unternehmen es tut, sei wie eine Bühne zu kuratieren. Als guter Gastgeber könne man darauf achten, dass ein Gast nicht einen Tisch neben seiner Ex-Frau bekommt. Ob das auch eine digitale Lösung hinbekomme? Zustimmendes Schmunzeln in der Runde.
Zehn Teams, zehn Ideen
Im Anschluss stellten sich die zehn Teams vor, die am diesjährigen Programm teilnehmen:
„Cheerfy“ (London) nutzt WLAN-Hotspots, um persönliche und unvergessliche Kundenerlebnisse zu erzeugen: Mitarbeiter von Hotels, Restaurants und Einzelhandel erhalten in Echtzeit individuelle Kundenwünsche (z. B. ein Zimmer in der 12. Etage oder ein vegetarisches Essen) und können sich darauf einstellen, noch bevor der Gast das Haus betreten hat.
„eStaffMatch“ (Ottawa) ist ein Online-Marktplatz, der Event-Veranstalter und Mitarbeitern zusammenbringt: Servicekräfte wie Barkeeper oder Kellner können sich mit einem ausführlichen Profil registrieren und Veranstalter können einzelne Personen für Schichten einstellen. Nicht nur finden, sondern auch binden ist die Devise: Mit speziellen Tools werden Mitarbeiter motiviert.
„Hoard Spot“ (Berlin) ist „die längste Rezeption der Welt“: Wer via Airbnb und Co. seine Wohnung Gästen zur Verfügung stellt und die Schlüssel nicht selbst übergeben kann, hinterlegt sie in lokalen Geschäften (z. B. Gastronomien) und checkt seine Gäste „fernanwesend“ ein. Das ist auch insofern praktisch, als dass die Schlüsselabholer vielleicht hungrig und durstig sind und gleich zum Essen bleiben.
„Jagger“ (Tel Aviv) ist ein digitaler Assistent für Restaurant-Manager: Das Tool lässt sich in diverse Systeme wie die POS-Software, CRM-Lösungen oder Online-Bestell-Plattformen integrieren und erstellt ein vollständiges Datenprofil des Betriebs. Mittels einer intuitiven Chat-Oberfläche können zum Beispiel Marketing-Kampagnen initiiert werden – beispielsweise zum Valentinstag: Das Tool erinnert an den Termin und arbeitet die Aktion nach Wunsch des Managers aus.
Mit der Co-Commerce-Plattform „Pantree.co“ (Melbourne) können Geschäftspartner den gesamten Kauf- und Verkaufsprozess abwickeln sowie in Echtzeit miteinander kommunizieren. Dadurch wird das B2B-Geschäft effizienter, persönlicher und profitabler.
„Resment“ (Köln) richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und will deren betriebliche Organisation vereinfachen, indem es die Administration minimiert: Es managt die Schicht- oder Dienstplanung, die Auswertung von Stundenzetteln (Zeiterfassung, seit 2015 obligatorisch), die Lohnabrechnung sowie Urlaubs- und Abwesenheitsplanung und ist selbstlernend, sodass wiederkehrende Prozesse immer effizienter gehandhabt werden.
„Reputize“ (London) ist eine Online-Plattform für das Reputationsmanagement von Hotels. Mit Big-Data-Technologie aggregiert es Onlinebewertungen von über 100 Portalen und sozialen Netzwerken. Hoteliers können bestimmte Rezensionen auf Webseiten wie Tripadvisor oder Holidaycheck verbreiten und mit Multichannel-Umfragen ihre Prozesse evaluieren.
„Smunch“ (Berlin) steht, kann man sich denken, für „smart lunch“ und hat im digital sehr umworbenen Mittagsgeschäft eine Nische gefunden: Gutes und gesundes Essen gemeinsam aus dem Restaurant ins Büro bestellen – auf Abobasis. Die Mahlzeiten kommen jeden Tag von einem anderen Restaurant, um Vielfalt zu gewährleisten. Restaurants profitieren von höherer Auslastung der Küche außerhalb der Peaktime.
„Tsenso“ (Stuttgart) kontrolliert die Kühlung: automatisierte Sensoriklösungen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der einzelnen Zielmarktsegmente wie Restaurants, Catering und Kühltransporte, vereinfachen die Temperaturdokumentation, verbessern die Lieferkette und machen teure, aufwändige Messungen und Dokumentationen überflüssig.
„Venue10“ (London) ist eine Online-Reservierungsplattform sowie ein Yield-Management-System, das den Gastronomen bei der Kapazitätssteuerung seines Geschäfts unterstützt: Der digitale Marktplatz ermöglicht das Anbieten, Finden und Buchen von Restaurants, Hotels, Cafés und Bars. Zusätzlich können Nutzer auch aus Angeboten für das „Home Dining Hosting“ wählen, bei dem private Gastgeber – kennt man von „Supper Clubs“ Gäste bewirtschaften.
Countdown zum „Demo Day“ am 7. Dezember in Berlin
Neben dem Mentoring erhalten die Gründungen jeweils bis zu 120.000 Euro als Startkapital und Unterstützung durch METRO in Form von Infrastruktur, Netzwerk und Wissen. Konzepttests, Sales-Pitch-Trainings und schließlich die Vorbereitung auf die Präsentation der Idee auf der großen Bühne beim „Demo Day“ am 7. Dezember in Berlin vor ausgewählten Investoren und Branchenkennern gehören zu den Aufgaben, mit denen sie sich nun eingehend beschäftigen werden.
Dieser Beitrag ist Teil einer Medien-Kooperation zwischen METRO und nomyblog.
Mehr Informationen unter www.metroaccelerator.com und auf blog.metroaccelerator.com.