Mit Smoked Pork aus der Rippe, im frisch gebackenen Bun mit Barbecue-Sauce und Toppings serviert, lockt der Foodtruck RibWich seit drei Jahren die Nürnberger herbei. Jetzt rollt der zweite Wagen auf die Piste. Wie es dazu kam, erzählt uns Erfinder und Gründer Klaus Peter Wünsch.
Klaus, wie ist die Idee entstanden, einen Foodtruck zu machen?
Begonnen hat alles, als ich mit meinem Schwager, einem Amerikaner, vor seiner Weber-Grillkugel stand und wir darüber philosophierten, was er denn nach seiner Armeezeit machen solle. Ich empfahl im damals, sich einfach mit einem Smoker in die Breite Gasse in Nürnberg zu stellen und seine leckeren Ribs zu verkaufen. Der Schwager blieb bei der Army, doch die Idee nagte selbst dermaßen an mir, dass ich sie weiterverfolgte. Jedoch nicht Ribs am Knochen zum Abkiefen, sondern für jeden und jederzeit lecker aus der Hand essbar. Und so entstand die Idee, dieses leckere Fleisch ausgelöst vom Knochen auf ein Brötchen zu packen und leckere Sauce und leckere Toppings darüber zu geben. Das RibWich war geboren.
Wie ging es weiter?
Ich nutzte die Elternzeit zu Hause, um die Idee weiter voranzutreiben. Diverse Koch-, Back-, Dünst- und Grillversuche scheiterten anfangs. Das Fleisch wollte nicht so sein, wie es sein sollte. Doch nach und nach stand die Rezeptur für das Fleisch. Nun ging es daran, ein passendes Brötchen, das sogenannte Bun, zu kreieren. Mit einem Bäcker aus der Region wurde auch schnell ein Partner gefunden, der diese Testphase mit Bravour meisterte und somit auch dieser wichtige Baustein stand. Nächster großer Meilenstein war die BBQ-Sauce. Bei einem Test mit knapp hundert Leuten und um die 60 verschiedenen Saucen gab es am Ende dann doch schnell einen Sieger – unsere heutige BBQ-Sauce. Die Toppings wurden ebenfalls ausgetestet und am Ende kam dieses wundervolle Produkt heraus, das wir heute an viele viele Fans und Kunden am Truck verkaufen.
Über was für einen Zeitraum sprechen wir hier?
Von der Idee bis zum fertigen Produkt erstreckte sich weit über drei Jahre. Am Anfang war ich noch alleine im Zelt unterwegs, Ende 2010 kam mein heutiger Geschäftspartner, Freund und Footballkollege Peter Wolf mit frischem Wind dazu. Seit Anfang 2011 sind wir mit unserem Food-Truck NEO1 unterwegs. Peter ist für die komplette Operative zuständig und ich kümmere mich primär um die administrative Seite.
Wie bereitet Ihr Eure Speisen vor bzw. im Truck zu?
Wir arbeiten mit Food-Partnern zusammen, die die Vorbereitung nach unserer Rezeptur und unseren klaren Vorgaben erledigen. Unser Partnerbäcker, ausgezeichnet vom Feinschmecker-Magazin zu einem der besten Bäcker Deutschlands, backt jeden Tag unsere Buns frisch und liefert diese direkt an die Trucks. Unser Metzgerpartner mariniert das Fleisch mit unserem speziellen Rub über Nacht und bereitet es nach unserer Rezeptur soweit für uns vor, dass wir es dann bei uns am Truck im Hickory Smoke veredeln können. Das Belegen der Buns erfolgt immer frisch und nach Kundenwunsch. Unsere BBQ-Sauce und die Toppings importieren wir direkt aus den USA.
Ihr seid seit drei Jahren unterwegs. Was könnt Ihr mit dieser vergleichsweise langen Erfahrung zum Thema Foodtruck-Management sagen?
Da es sich bei diesem Geschäftsmodell der Foodtrucks um ein noch recht junges Modell handelt, gibt es auch noch keine spezifischen und eindeutigen Maßregeln oder gesetzliche Vorgaben, Hygiene, Sicherheit und die ganzen anderen Themen natürlich ausgenommen. Von daher tut man sich auch mit dem ein oder anderen Thema relativ schwer eine definitive Auskunft zu bekommen. Wir haben viele Sachen einfach mal gemacht und uns wurde im Nachhinein dann bestätigt, dass es auch so gepasst hat. Das hat uns auch gezeigt, dass wir mit vielen Dingen und Einschätzungen nicht so falsch liegen. Interne Abläufe konnten und mussten wir natürlich im Laufe der Zeit immer wieder anpassen, verbessern und ändern. Zum einen, um für die Kunden einen besseren Service in Bezug auf Wartezeiten, etc. zu gewährleisten, zum anderen, um auch kostengünstig und personaleffizient arbeiten zu können.
Bei aller Effizienz, die nötig ist: Wie steht Ihr zum Thema Qualität?
Das Thema Qualität war und ist für uns das absolute Topthema. Wir verkaufen nur Food, das wir auch selbst (und beinahe immer noch täglich) gerne essen. Und das ist der nach unserer Ansicht absolut wichtigste Aspekt bei diesem Business. Wir würden nichts verkaufen, wo wir nicht zu 100% dahinter stehen. Wenn man anfängt, preislich an der Qualität zu sparen, kann man gleich aufhören. Wir beziehen unsere Frischwaren noch immer bei unseren Partnern mit denen wir auch gestartet sind, und das soll auch so bleiben. Wir lassen jeden Tag frisch produzieren, was wiederum die Kunden zu schätzen wissen. Unser Motto ist: „Täglich frisch! Buns & Fleisch! Aber… wenn weg, dann weg!“ Da wir nicht aus der Gastronomie stammen, fällt es uns auch heute immer noch sehr schwer, Essen wegzuwerfen. Wenn dann doch mal was übrig bleiben sollte, arbeiten wir mit den örtlichen Tafeln zusammen. Die sind immer happy, wenn es RibWich gibt.
Eine lustige Begebenheit von unterwegs bitte… da ist doch bestimmt mal was passiert?
Unser Produkt ist ja etwas Besonderes, das es nur bei uns gibt. Darum sind die Leute anfangs immer etwas skeptisch. Mit einem Kunden mussten wir darüber diskutieren, warum das RibWich so heisst und nicht anders, warum es so teuer ist und so weiter. Nach gefühlten 20 Minuten Diskussion hat er sich dann sein erstes RibWich gekauft. Natürlich erstmal nur ein Halbes, falls es dann doch nicht schmeckt. Er hat bezahlt, sein RibWich halb ausgewickelt und etwas zaghaft reingebissen. Gleich danach hat er dann noch mal einen etwas größeren Bissen gemacht und ist dann vor unserer Klappe auf die Knie gefallen, hat die Hände papstartig von oben nach unten bewegt und gesagt: „Das gibt’s doch nicht… das gibt’s doch nicht… Wahnsinn… unglaublich!“ Wir dachten schon, er habe sich verletzt! Auf unsere Nachfrage, was denn los sei entgegnete er wieder: „Das gibt es doch nicht, Wahnsinn, das schmeckt ja so hammergeil, das ist unglaublich. Ihr seid meine Food-Götter!“ Viele, die sich erstmal ein Halbes holen, stehen weniger später wieder an der Klappe und holen sich ihr zweites Halbes. Wir grinsen meist und sagen nur: “ Du warst doch gerade schon mal da, oder?“
Was ratet Ihr jemandem, der sich mit einem Food Truck selbständig machen will?
Schaut euch das Ganze erstmal vorab einen ganzen Tag live auf einem Foodtruck an. Sprecht mit Food-Truckbetreibern. Wir hatten in der Vergangenheit bereits einige Leute, die es dankend genutzt haben. Die einen hat es in ihrem Vorhaben nur weiter bestärkt, die anderen wussten danach, dass es nichts für sie ist. Wir werden solch einen „Live-Day am Truck“ künftig auch offiziell im Zuge einer Art Consulting oder Praxisberatung mit anbieten. Die Leute können früh kommen, beladen den Truck mit, gehen die Stücklisten mit uns durch, fahren mit raus zum Liveeinsatz an der Location, bereiten mit vor, belegen und verkaufen mit und machen danach dann auch den ganzen Rattenschwanz im Anschluss mit: Aufräumen, spülen, vorbereiten, etc. Zum Abschluss gibt es dann noch einen kleinen Einblick ins Office. Es werden alle Fragen wahrheitsgemäß nach bestem Wissen und Gewissen und offen von uns beantwortet. Das finde ich wichtiger als tolle Präsentation oder farbige Skripte. Foodtruck Praxis, live und hautnah.
Was von außen wie ein sexy Business aussieht, ist harte Arbeit.
Zwei, drei Stunden in der Mittagszeit Food aus der Klappe zu reichen – damit ist es eben leider nicht getan. Was die meisten wirklich unterschätzen, sind die Vor- und Nachlaufzeiten. Unser Tag startet um sieben Uhr und endet je nach Fahrplan auch mal erst um 22 Uhr. Bei Eventbuchungen, Festivals oder Nachteinsätzen vor der Disco oder bei Unifeten natürlich entsprechend länger. Und was viele ebenfalls nicht oder nur mangelhaft bedenken, sind die administrativen Geschichten im Hintergrund, von der ordentlichen Werbung über die verschiedensten Kanäle – Flyer, Facebook, Homepage, Radio, Zeitung und so weiter – über Kundenkontakte, schnelle Angebotsbearbeitung bis hin zur richtigen und zeitnahen Buchhaltung. Wir sagen immer: Truck und Schreibtisch sind zwei gleichwertige Erfolgsfaktoren. Wenn draußen nicht gut oder nichts Gutes verkauft wird, braucht das Office das Angebot nicht weiter anbieten. Und wenn drinnen nix verkauft wird, gibt’s draußen nichts zu tun.
Ab morgen, dem 12. November, habt Ihr doppelt so viel zu tun. Ihr geht mit einem zweiten Truck auf die Bahn.
Genau, wir starten mit dem zweiten Truck NEO2. Der ist in Nürnberg und Schwabach stationiert, wir fahren aber testweise auch zweimal pro Woche nach Garching bei München. Wir hoffen, dass unser RibWich auch dort seine Fans finden wird! Außerdem ist unsere App seit kurzer Zeit in den Stores (iOs und Android) und wird sehr gut angenommen. Die neue Homepage ist auch fast fertig und wird wohl noch in diesem Jahr online gehen.
Würdet Ihr das alles nochmal machen?
Yes, yes, yes. Immer und immer wieder! Noch nie zuvor hatten wir trotz Maloche und Stunden über Stunden so viel Spaß bei der Arbeit. Und so viele nette und tolle Kontakte, Tag für Tag! Es sind in den Jahren viele Freundschaften entstanden, es sind Kunden zu Mitarbeitern geworden, weil sie das Produkt und Konzept so toll finden. Aus jeder Negativgeschichte haben wir gelernt, aus dem ein oder anderen Minusgeschäft haben wir Positives ziehen können für Künftiges. Und wenn man das, was man macht, aus vollem Herzen liebt und mit voller Überzeugung tagtäglich betreibt, kann das nur das Richtige sein! Ich bekomme heute immer noch eine Gänsehaut, wenn dort unten vor der Klappe zu unserer Primetime am Mittag über 50 Kunden und Fans auf ihr RibWich warten und uns danach die Sofort-Bestätigung geben: „Das ist toll, wie ihr das macht!“ Was will man mehr?
Mehr Infos auf Facebook:
Ribwich und Food-Trucks in Deutschland (von den RibWich-Machern ins Leben gerufene Plattform für die Food-Truck-Szene)
1 Kommentar
Sehr interessanter Bericht. Dies zeigt, dass gute Ideen mit dem notwendigen Einsatz der Gründer funktionieren. Zum Thema Finanzierung kann man vielleicht noch sagen, dass solche Ideen und deren Gründer mit Fördermitteln von Bund und Ländern unterstützt werden.