In Indien trinkt man neuerdings ein hippes Kellerbier aus Franken: St. Erhard. Wir haben uns von Gründer Christian Klemenz erklären lassen, wie es dazu kam.
Herr Klemenz, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ausgerechnet Indien als Exportmarkt für Ihr Bier zu wählen?
Die Idee entstand 2010 während meines Auslandssemesters in Indien (im Rahmen der Erstellung eines fiktiven Businessplans, d. Red.). Zum damaligen Zeitpunkt gab es in in Indien quasi noch kein deutsches Bier. Als gebürtiger Oberfranken ist mir die Liebe zum Bier schon in die Wiege gelegt worden. Also entschloss ich mich, gemeinsam mit einem indischen Kommilitonen eine neue deutsche Premium-Biermarke zu gründen und diese nach Indien zu exportieren.
Ist das logistisch und finanziell für ein Startup wie Ihres überhaupt zu stemmen?
Logistisch lässt sich die Ware in speziellen Exportkartons mittels Seecontainern nach Indien transportieren. Gerade am Anfang war das jedoch mit einem hohen unternehmerischen Risiko verbunden, da nicht klar war, ob die Ware heil ankommt und sofort Abnehmer findet. Der Transportkostenanteil ist pro Flasche aber gar nicht so hoch, wie man gemeinhin denken mag. Die indischen Einfuhrzölle von über 135% fallen dahingegen viel mehr ins Gewicht.
Und wie sieht es mit dem kulturellen „shift“ aus? Ein Produkt wie ein fränkisches Kellerbier mit Aromahopfen, das ist ja schon hierzulande etwas erklärungsbedürftig. Wie stellen Sie sicher, dass diese Aspekte nicht „lost in translation“ gehen und der Endkonsument in Indien weiß, was er trinkt?
Gemeinhin lässt sich sagen, dass deutsches Bier in Indien einen sehr guten Ruf genießt. Was es mit Reinheitsgebot und Co. jedoch genau auf sich hat, ist weitgehend unbekannt. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe an, den indischen Konsumenten über die Hintergründe und die hohe Kunstfertigkeit, die das Bierbrauen mit sich bringt zu informieren, und somit für Qualitätsunterschiede zu sensibilisieren.
Sie arbeiten an der Expansion in weitere asiatische Länder.
Mittlerweile sind wir auch nach Hong Kong exportiert und weitere asiatische Länder stehen in den Startlöchern. Soweit es möglich ist, arbeiten wir gerne ganz nah mit unseren Partnern vor Ort zusammen oder sind sogar selbst aktiv in Vermarktung und Vertrieb vor Ort mit eingebunden. Wir wollen unser St. Erhard Bier nicht einfach nur verschiffen und seinem Schicksal überlassen, sondern langfristig eine große Marke aufbauen.
Und wie sieht es mit dem heimischen Markt aus?
Im deutschen Markt sind wir mittlerweile auch aktiv, da uns die Nachfrage hierzulande regelrecht überrollt hat. Wir sind eine junge Biermarke neuen Typs und finden daher trotz der großen Konkurrenz immer mehr Fans, die sich von unserer Markenbotschaft angesprochen fühlen.