Der stille Mann in der Ecke, der höflich aufißt, bezahlt, geht und dann eine vernichtende Kritik vom Apéro bis zur Crème brûlée schreibt, mithin als „Gastro-Tester“ bekannt und gefürchtet: Er könnte ein Auslaufmodell sein. Ab sofort wird nämlich kollektiv im Dienste der Kulinarik getestet: Tastecasting heißt das Zauberwort.
In „Tastecasting“ steckt neben „tasting“ auch „broadcasting“ oder, wir sind ja im Web 2.0-Zeitalter, „podcasting“. Soll heißen: Erst wird gegessen, dann darüber gesprochen, geschrieben, gebloggt und gefacebookt. Und zwar gemeinsam mit anderen in Tastecasting-Teams, die sich aktuell in den ganzen USA bilden. Hier ist es nicht eine Zeitung oder ein Magazin, das die Spesen trägt, sondern in der Regel der Gastronom selbst: Im Gegenzug für die Bereitstellung eines Essens erwartet er eine (natürlich möglichst wohlwollende) Vorstellung seines Angebots in diversen Kanälen wie YouTube, Flickr und natürlich im Tastecasting-eigenen Review-Bereich.
Sinn und Zweck dieser kollektiven Testessen ist, den Restaurants, Kaffeebars und anderen Gastronomien zu mehr Umsatz zu verhelfen und ihre Bekanntheit zu steigern und „wer weiß, vielleicht sogar etwas zur wirtschaftlichen Erholung des Landes beizutragen“, wie auf der Seite zu lesen ist. Vielleicht ist deshalb auch eher wenig Kritisches zu lesen, wenngleich konstruktive Kritik ja noch nie geschadet hat. Zumal jeder Gastronom heute ja einen Feedback-Kanal hat und auf Verbesserungsvorschläge reagieren kann – und sich nicht mehr darüber ärgern muss, den stillen, leicht untersetzten Mann in der Ecke nicht entlarvt zu haben…
www.tastecasting.com