Korn gehört zu Norddeutschland wie Birnen, Bohnen und Speck. Ein Startup aus Hamburg hebt den meist recht profanen Klaren durch neunfache Filtration jetzt auf ein neues Niveau und spricht eine dandyhafte Trinkempfehlung aus: The Ostholsteiner.
„Trinken Sie The Ostholsteiner gekühlt, auf Eis oder auch besonders gerne bei Zimmertemperatur, bitte immer gut gekleidet, zu anständiger Musik und in Begleitung von Damen und Herren, die es wert sind und ordentliche Schuhe tragen“. Wow. Reichlich versnobt klingt das. Und was ist mit dem Schützenfest, wo Korn und Cola in Strömen fließen? Will man da seinen Kornbrand etwa nicht sehen? Horrido, da kracht es aber im Eichenlaub!
Nun, sicherlich ist das alles nicht ganz ernst gemeint. Eher mit einem Augenzwinkern. Schon die Entstehung von The Ostholsteiner im wahrsten Sinne eine „Schnapsidee“ gewesen, erklärt mir der sympathische Gründer Christian Gummig, der in Hamburg eine Werbeagentur betreibt und sich daher mit catchigen Markenbotschaften bestimmt ganz gut auskennt. In der Idylle Ostholsteins, des späten Abends, nach ein paar Drinks an einem Getreidefeld stehend, da habe sich ihm die Frage gestellt, warum es eigentlich kein lokales Premium-Kornprodukt aus jener schönen Region gibt. Die Idee ließ ihn nicht los, und im Gegensatz zu so vielen anderen nächtlichen Eingebungen, die sich am nächsten Tag in Wohlgefallen auflösen, wurde aus dieser flüssige Realität. Zusammen mit dem ortsverwurzelten Unternehmen D.H. Boll aus Lütjenburg wurde The Ostholsteiner entwickelt, ein Doppelkorn aus Weizenfeindestillat, mit klarem Wasser der Endmoräne (bis hierhin gingen die Gletscher der letzten Eiszeit und häuften die sanften Hügel der Holsteinischen Schweiz auf), neunfach filtriert. Er schmeckt sehr weich, deutlich milder als gängige Kornbrände, und ist doch unverkennbar ein Klarer, ein Schnaps, ein Korn. Ein feiner Trunk, der sich zur neuen Kategorie der „Korn-Upgrades“ wie Das Korn, dem Berliner Brandstifter Korn oder Steinreich gesellt und für den man sich gerne ein paar gute Schuhe anzieht. Das sollte man in Bars sowieso tun, und vor allem dort wird man den Korn-Dandy demnächst sicher häufiger antreffen.
Für leichten Schluckauf sorgt indes die Tatsache, dass der Korn nicht in Bremen erhältlich sein wird. Die Hansestadt ist No-go-Area. Es steht sogar auf der Flasche drauf! Als eingefleischter Fan eines großen, mittelmäßig erfolgreichen Hamburger Fußballvereins will Gummig die Werderfans offensichtlich nicht in den Genuss seines Erzeugnisses kommen lassen. Echt jetzt? Ganz bestimmt ist auch das nur mit einem Augenzwinkern so gemeint. Ins lebenslang grünweiß gefärbte nomy-Quartier in die Weserstraße in Berlin jedenfalls hat er ein Fläschchen zum Probieren geschickt, und es ist unversehrt angekommen. Wir bedanken uns mit sportlichen Grüßen und prosten zu.
Foto: Weizenfeld in Schleswig-Holstein via Shutterstock