Ich kann Kochsendungen im TV nicht ausstehen. Zum einen, weil ich viele dieser Fernsehköche einfach nicht leiden kann, deren Visagen mich nicht nur aus der Röhre, sondern auch auf Eintopfgerichten im Supermarkt, auf Messersets und gar auf Imagekampagnen von Banken oder Fast-Food-Ketten (!) angrinsen. Zum anderen, weil ich die pseudoheimelige Studioküchen-Atmosphäre und die Moderatoren, die diese Grausamkeit durch entbehrliche Kommentare verdoppeln, nicht leiden kann. Okay, Rainer Sass kommt noch ganz nett rüber, schon wegen seines breiten Hamburger Akzents. Die Schneller Teller-Videos von Effilee sind kurz, schmerz- und fast tonlos, finde ich spannend. Ansonsten aber: Foodformate im TV, not really my cup of tea.
Bis ich Munchies entdeckte, das Video-Foodformat von Vice, dem Magazin für die hippe, junge Zielgruppe. Weltweit: Vice eine der medialen Erfolgsgeschichten der Gegenwart und immerhin rund 1,4 Mrd. Euro wert. Aber das ist eine andere Geschichte. Klein und unprätentiös kommt Munchies daher. Es geht dorthin, wo Essen wirklich passiert: In die Gastronomie. Menschen, die Essen für andere Menschen kochen, werden dort portraitiert, wo sie arbeiten. In einigen Episoden schlemmen sich Food-Experten wie Anthony Bourdain oder Andrew Zimmern als Gast-Gastgeber der Show mit Begleitung durch coole Restaurants und sprechen mit deren Machern, in anderen sind die Betreiber selbst unterwegs, werden mit ihrem Team in einen Kleinbus verfrachtet und besuchen andere Menschen in ihrer Stadt, die für Gäste ihrer Locations essen kochen, Bier brauen, Drinks mixen und mehr.
In einer Viertelstunde lernt der Zuschauer so eine Menge Macher und spannende Locations kennen. Insofern ist es eigentlich gar kein Foodformat. Es ist ein Gastroformat. Der Ton hat keine Studioqualität, ist manchmal schlecht, die Beleuchtung ist oft knapp, nicht so erkennungsdienstlich wie in XYs Kochsendung. Oft sprechen die Protagonisten der Show in einem Wall of Sound aus lauter Gesprächskulisse, Geklapper, Gezische und Musik – es ist eben Gastronomie. Großartig!
Bislang hat das innovative Videoformat seinen Weg nach Deutschland leider noch nicht gefunden, hiesige Betreiber wurden noch nicht portraitiert. Was sich hoffentlich bald ändert.
Munchies