Unser neuer Gesprächspartner in unserer losen Reihe „Beratung für die Gastronomie“ ist Alexander Frey aus Burscheid. Er erklärt uns, wie er in die Branche kam, was gute Beratung braucht und hat zusätzlich – unter unserem Interview zum Download bereit stehend – 10 Handlungstipps für Gastronomen parat.
Alexander, wie ist Dein gastronomischer Werdegang? Hast Du überhaupt einen?
Eigentlich nicht, zumindest nicht den „normalen“. Ich bin eher mit der Gastronomie aufgewachsen: Meine Mutter war in meiner frühen Kindheit Servicekraft in verschiedenen Häusern. Da war ich dann als Kind immer mit und wollte natürlich helfen. Serviettenfächer falten, mal ein Bier auf die Kegelbahn bringen und so. Das hat mich irgendwie geprägt. Mit 19 habe ich angefangen, nebenbei zu kellnern. Zunächst in einem Hotel-Restaurant-Betrieb, weiter über ein Steakhaus, ein Szenelokal in Köln. So gab es einige Stationen, doch wirklich gelernt als Beruf habe ich es nie, nur lieben gelernt!
Warum hast Du Dich entschieden, in die Gastronomie-Beratung zu gehen?
In dem Haus, wo ich jahrelang als Servicekraft gearbeitet habe, stand irgendwann ein Gastroberater auf der Matte. Er hat uns über knapp ein Jahr begleitet und diverse Schulungen durchgeführt. Ich war auf der einen Seite erschrocken darüber, dass er uns Dinge nahebrachte, die wir selber wussten, aber nicht umsetzten. Andererseits war ich dankbar für Sichtweisen und Fakten, die man vor lauter Betriebsblindheit nicht mehr wahrgenommen hat. Mir gingen dann einige Dinge nicht schnell genug seitens der Geschäftsführung – im Speziellen die uralte und potthässliche Webseite. Ich habe mir angemaßt, die auf eigene Faust neu zu machen. Die zweite Version der Webseite kam dann auch gut an. Das war eigentlich der Grundstein. So fing ich an, immer mehr Mediales für das Haus zu machen, habe die ersten Printprodukte gestaltet und es wurde mehr und mehr. Irgendwann fragte mich eine befreundete Gastronomin, ob ich das auch für sie machen kann. Ich habe mich in der Umgebung umgeschaut, wie andere aufgestellt sind: entweder gar nicht oder schlecht. Da war die Idee geboren und gastronerd.de, so hieß es ursprünglich, wurde aus dem Boden gestampft. Ich habe mich hingestellt und gesagt: „Du, Gastronom, gibst mir eine Idee und ich mache was daraus.“
Was ist Dein Ziel?
Mein Ziel ist, den Gastronomen das Marketing abzunehmen so weit es geht. Gastronomen haben in der Regel andere Probleme, als sich um die Gestaltung von Plakaten und Webseiten zu kümmern. Schon gar nicht sich mit Dingen wie Facebook und Co. auseinander zu setzten. Vielen fehlt das Know-how und vor allem die Zeit.
Was sind Deine Leistungsbestandteile? Bist Du auf Mediales spezialisiert oder unterstützt Du auch z.B. in betriebswirtschaftlichen Fragen?
Ich schreibe Pressetexte, organisiere Events, genau so gerne baue ich aber auch den Webseiten rum oder gestalte Flyer und anderes. Die Fotografie macht mittlerweile auch einen großen Anteil aus. Mir erleichtert es die Arbeit ungemein. In der Regel weiß ich ja, was ich mit den Bildern anfangen möchte, und suche mir die entsprechende Perspektive. Bei zugelieferten Fotos habe ich die Freiheit meistens nicht. Über das Betriebswirtschaftliche möchte ich eigentlich nur Bescheid wissen um abschätzen zu können, ob nicht eher erst mal an anderen Schrauben gedreht werden muss oder nicht. Wenn ich sehe, dass es da nicht rund läuft, kann ich auf kompetente Leute zurückgreifen, die sich der Sache annehmen. Der Check-up des Sortiments bzw. der Speisekarten und die Preisgestaltung ist natürlich genau so wichtig. Ich unterstütze aber auch immer wieder mal aktiv im Betrieb. Anpacken gehört dazu!
Stichwort anpacken: Wie arbeitest Du? Wie fängst Du an?
Ich bekomme häufig Anfragen nach dem Motto „Schicken Sie mir doch mal ein Angebot!“ Das verneine ich konsequent. Viele verstehen das nicht. Mir aber ist es wichtig, den Betrieb erstmal zu sehen, den Betreiber und seine Leute kennenzulernen. Ich will wissen, ob sie zu ihrem Betrieb stehen und ob sie diesen leben können. Das kostenlose Erstgespräch ist für mich Grundvoraussetzung für eine Zusammenarbeit – dafür fahre ich auch schon nach Hamburg. Oft schaue ich mir den Betrieb auch inkognito an, um dem Service mal auf die Finger zu schauen. Auch die Gäste zu sehen ist wichtig. Ich finde da kann man sich schon einiges rausholen.
Und wie geht es weiter, wenn Du mit einem Gastronomen einig geworden bist? Projektbezogen? Schließt Du Rahmenverträge ab?
Ich überlasse es dem Gastronomen, ob er die „All-in-One-Lösung“ nimmt oder nicht. Die ständige Begleitung macht es natürlich wesentlich einfacher, den Betrieb authentisch nach außen darzustellen. Pflegeverträge für die Webseiten, Apps, Social-Media-Kanäle etc. mache ich natürlich auch. Es gibt aber keine Verpflichtung, lange Verträge mit mir einzugehen. Und ich betone immer wieder, dass ich die Betriebe auch nach Projektabschluss nicht alleine lasse. Regelmäßiger Austausch mit mir ist Pflicht.
Für wen hast Du schon gearbeitet?
Meine Zielgruppe war ursprünglich der „kleine Gastronom“ aus dem Bergischen Land. Hier gibt es aus meiner Sicht viele Betriebe, die dringend Unterstützung benötigen. Es kommen aber auch Anfragen aus Großstädten wie Köln oder Hamburg. Die Kundenpalette ist recht bereit gefächert – was meine Arbeit unheimlich interessant macht und mich immer wieder vor eine neue Herausforderung stellt. Vom Bäckerei-Café über das familiengeführte Hotel und Restaurant, bis zum gesellschaftsgeführten Restaurant ist alles dabei.
Zum Beispiel?
Ein Projekt habe ich kürzlich zu Ende gebracht: In Köln gibt es die Rennbahn Gastronomie GmbH mit zwei Betrieben direkt an der Galopprennbahn. Einzigartige Locations, die beide unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein reines Buffet-Restaurant und ein typisch Kölsches Gasthaus mit einem gigantischen Biergarten. Wir haben die Webseiten renoviert und Social-Media-Kanäle angelegt.
Du betreust jetzt auch das Brauhaus Aloysianum. Was ist hier die Aufgabe, und was ist dabei für Dich die größte Herausforderung?
Das Aloysianum ist auch für mich ein besonderes Projekt mit Rundum-Betreuung. Eventorganisation, Schulung des Personals, Optimierung der Betriebsabläufe, künftig die Vermarktung des selbst gebrauten Bieres, wenn die Flaschenabfüllung da ist und vieles mehr. Die größte Herausforderung für mich ist, dass einfach alles neu gemacht werden soll, das ganze Konzept umgekrempelt wird: Eigenes Bier, modernes Aussehen, aber trotzdem ein Brauhaus. Das Ziel ist es, die oftmals älteren Stammgäste zu halten, aber ebenso das Publikum zu verjüngen. Da ging mir ehrlich gesagt erstmal der Stift… ein guter Plan und enge Abstimmung mit dem Inhaber, das Mitreißen des Personals waren ein absolutes Muss. Das Marketing vor der Neueröffnung lag komplett in meiner Hand, ich musste den Laden vollmachen! Schlaflose Nächte – aber zum Glück völlig umsonst, denn bis jetzt geht das Konzept voll auf. Ich hatte im Juli die Gelegenheit, die Restaurantleitung für gut zwei Wochen zu übernehmen. So war es natürlich wesentlich einfacher, Abläufe zu optimieren und dem Service auf den Zahn zu fühlen. Mitarbeiter sind externen Beratern oft skeptisch gegenüber. Da ist es gut, zeigen zu können, dass der Vogel nicht nur rumquatscht, sondern auch weiß, was er tut und mit anpackt.
Und was muss ein Betrieb bzw. dessen Betreiber mitbringen, damit Beratung funktioniert und zu Ergebnissen führt?
Ehrlichkeit, Offenheit, Mut und Spaß an seinem Tun! Ehrlichkeit deshalb, weil ich zum einen genau wissen will, warum er auf mich zukommt und sich bewusst sein muss, dass ich auch unbequeme Fragen stelle. Es hat ja einen Grund, warum er auf mich zukommt. Meistens stimmt der Umsatz nicht oder es soll, wie im Aloysianum, die Zielgruppe verjüngt werden. Mut braucht er, weil es Veränderungen geben wird. Viele scheuen sich davor, dann manche Dinge tatsächlich anzupacken. Ein Klassiker ist schon fast, wenn ich dazu rate, das Papier-Reservierungsbuch endlich in die Tonne zu schmeißen. Man kann dem potenziellen Gast den guten Service im Haus auch im Netz schon bei der Tisch- oder Zimmerreservierung anbieten. Für Familienbetriebe stellt das eine große Herausforderung dar, gerade die älteren Generationen haben da ihre Probleme und Ängste. Da muss man schon sehr behutsam vorgehen und klar machen, dass ich sie nicht alleine damit lasse. Die Offenheit schließt den Mut eigentlich schon ein. Man muss offen für Neues und manchmal völlig zunächst ganz banal Klingendes sein. Der Spaß am Tun ist immens wichtig – mit langem Gesicht im Laden stehen vergrault jeden Gast. Die Gäste merken, wenn man nicht hinter dem steht, was man tut. Das gilt für Inhaber und Personal gleichermaßen. Wer das nicht bedingungslos bejahen kann, ist fehl am Platz. Das mache ich dann auch deutlich.
Alexander, vielen Dank!
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