Die Begrüßung ist freundlich und erfolgt – am Hackeschen Markt nicht unüblich – direkt auf Englisch: „You´ve got a reservation?“ Yes we do, denn schließlich hat man uns freundlicherweise eingeladen, das neue „Infinium“ zu probieren, ein Gemeinschaftsprodukt der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan und Samuel Adams aus den USA.
Weihenstephan, muss man wissen, ist so etwas wie das Harvard für angehende Braumeister. Eine weltweit hochrenommierte Ausbildungsstätte; auch die amerikanischen Brauer, mit denen man Infinium gemeinsam entwickelt hat, schicken ihre angehenden Brewmaster regelmäßig dorthin.
„Champagnerbier“ darf sich das Produkt offiziell nicht nennen, aber das unter Verwendung verschiedener untergäriger Hefen vergorene Starkbier hat mit seiner Perlig- und Spritzigkeit viel vom flüssigen Stolz der Franzosen.
Als Apéritif in jedem Fall eine spannende Alternative, das Patric Neeser und seine Frau Cornelia, Betreiberpaar des Weihenstephaner ihren Gästen bieten können. Seit Anfang 2012 führen sie den Betrieb mit seinem urigen Kellergewölbe und Innenhof-Biergarten am Hackeschen Markt, das „Weihenstephaner“ selbst gibt es schon seit zehn Jahren. Es ist übrigens kein Franchisekonzept oder gar Eigenbetrieb der Marke, sondern wird von den Gastronomen selbst geführt.
Woher man sein Bier bezieht, ist klar, was Food und andere Beverages angeht, lässt man den Neesers freie Hand. Bei einem bayerischen Urgestein wie Patric Neeser, der sich zu uns an den Tisch setzt und Zeit für uns nimmt, muss man sich wirklich keine Sorgen machen, dass er obskure Exkurse machen würde: Er serviert seinen Gästen einen Obatzda im Weihenstephaner Originalrezept (auf dem Weihenstephaner Berg wurde der Biergarten-Klassiker erfunden), einen so leckeren wie reichlichen Schweinsbraten von der Schulter (Neeser: „Da ist mehr Kruste dran als am Nacken“) und Alpines wie ein mit Käse paniertes Bergbauernschnitzel.
Das Programm von Weihenstephan, vom Hefeweißbier-Klassiker über das Helle bis zum famosen „Vitus Weizenbock“, bietet man den Gästen auch in Form putziger Probier-Miniaturen an, die im Holzbrett an den Tisch kommen. Allzu offensiv bewerbe man dieses Angebot nicht, lässt man uns wissen, denn früge eine große Gruppe danach, käme der Service wohl ziemlich ins Schwitzen. Wir empfehlen es hier aber ausdrücklich – schließlich kann man auf diese Weise mehr Sorten testen, ohne gleich bayerische Hohlmaßgrößen bestellen zu müssen. Auch Konzepte wie das Alte Mädchen in Hamburg oder das Pfefferbräu im Prenzlauer Berg in Berlin fahren sehr gut mit diesem Angebot.
In der zweiten Jahreshälfte wird es im Weihenstephaner Berlin nach dem „Infinium“ ein weiteres Bier-Highlight geben: ein „Pale Ale“, das primär für den Export bestimmt ist und das die Neesers vorerst exklusiv in Deutschland ausschenken. In diesem Sinne: Please make your reservation.