Frozen Yogurt-Läden gibt es in Berlin mittlerweile viele. In quasi jedem Stadtteil gibt es Konzepte, die die kalorienreduzierte Alternative zum Speiseeis in mehr oder minder schick und modern gestalteten Shops verkaufen, auf der Shopping-Meile, im Einkaufszentrum oder per mobiler Einheit.
Mein persönlicher Favorit, was den Geschmack des Produkts betrifft, ist Däri. Konzeptuell mag ich Efa´s wegen seiner Eismarkentradition und Mr. Whippy wegen seines putzigen Trucks. YoMunchy, der mobile Froyo-Pionier, rollt meines Wissens nach leider nicht mehr durch die Stadt.
Kürzlich wurde ich von Jan Olszewski in seinen Frozen-Yogurt-Shop eingeladen, den er zusammen mit seiner Frau im vergangenen Herbst auf der Friedrichstraße eröffnet hat: Youghurt. Eine Besonderheit hier ist die Selbstbedienung, es sei bislang der einzige Shop in Berlin, der dieses anbietet, erklärt er mir. Persönlich bin ich damit erstmals in einem Outlet der US-Kette Yogurtland in Kontakt gekommen, bei denen die Kunden ebenfalls selbst Hand anlegen: Mit einem im Verhältnis zu Nicht-SB-Konzepten sehr großen Becher, bei Youghurt gibt es auch Porzellanschalen für den Inhouse-Verzehr, „zapft“ der Gast sich seinen gefrorenen Joghurt selbst. Zwei Sorten, natur und eine wechselnde Geschmacksrichtung (z.B. Himbeer, Banane oder Erdbeer) stehen zur Auswahl. Auch das ist noch selten hierzulande, wohingegen in Nordamerika ein halbes Dutzend Sorten keine Seltenheit sind. Noch zu erwähnen ist, dass der verwendete Frozen Yoghurt Bio-Qualität hat, ebenso der Kaffee von Coffee Circle. Nachhaltigkeit ist insgesamt ein wichtiger Baustein des Konzepts.
Und so funktioniert „Froyo-SB“: Der Gast stellt anschließend aus diversen Toppings seinen Wunschbelag zusammen. Abgerechnet wird nach Gewicht (100 Gramm 1,99 Euro), das kennt jeder vom Lakritzstand auf dem Rummel. Und auch die damit verbundenen Fragen: Wie viel sind eigentlich 100 Gramm? Was wird mich das kosten, was ich mir jetzt eingetütet habe? „Genau das wollen viele Kunden von uns wissen“, erklärt Jan Olszewski, „das können wir natürlich nicht pauschal beantworten, deswegen kann man bei uns auch zwischenwiegen.“ Dennoch, auch das kennt man vom Lakritzstand, wird etwas mehr genommen, es werden dadurch größere Portionen verkauft und somit ein höherer Durchschnittsbon erzielt als bei Bedienungs-Mitbewerbern, bestätigt der Betreiber, der schon 2006 im Rahmen des Studiums an einem Konzept für Frozen Yogurt gearbeitet hat.
Weswegen ihm das Thema saisonale Schwankung natürlich ein Begriff ist. Es schwankt gerade gewaltig: Während ich drinnen den leckeren Frozen Yogurt probiere, ist draußen wieder Winter. Ein kaltes Comeback nach einigen Sonnentagen. Es ist längst März, eigentlich könnte müsste jetzt Frühling sein. Frozen-Yogurt-Läden verhagelt das natürlich den geplanten Umsatz. Gut tut das Youghurt deswegen daran, kein Monokonzept zu sein: Auch Müsli gibt es. In diesem Fall füllt sich der Gast die Schüssel oder den Mitnahmebecher mit den angebotenen Cerealien (die natürlich auch als Froyo-Toppings bereit stehen) auf, dann wird abgewogen, Milch oder Joghurt kommen im Festpreis dazu. „Es wäre sonst zu schwer und viel zu teuer“, erklärt der Betreiber. Ferner im Angebot: Waffeln und Haps, so werden hier belegte Stullen genannt.
Dabei soll es nicht bleiben. Bald, verrät mir Jan Olszewski, gibt es auch Salat. Auch diesen stellt sich der Gast dann aus Einzelkomponenten zusammen, allerdings mixt sie dann der Service. Dieses neue Angebot erscheint mir bei all den umliegenden Büros und Geschäften der Friedrichstraße als sehr sinnvoll. Oft werde auch gefragt, ob es denn Salat gebe, erklärt der Betreiber.
Allerdings: Das recht knallige, hellgrüne Erscheinungsbild des Youghurt (vom Namen ganz abgesehen) mit dem niedlichen, aber kindlichen Waschbären als Konterfei wird aus meiner Sicht noch eine Herausforderung, will man mit seinem veränderten, um vollwertig-gesunde Mittagessen bzw. Zwischenmahlzeiten aufgestockten Angebot auch etwas ältere und vor allem hungrige Zielgruppen ansprechen – Berufstätige, Business-Reisende, Touristen. Da aber auch das Thema Müsli, so Jan Olszewski, sich noch nicht zufriedenstellend herumgesprochen habe, ist eine stärkere Betonung des Leichten und Gesunden in der Außendarstellung ohnehin vonnöten.
Ich finde: Will man, wie geplant, bald in die Multiplikation gehen (aktuell wird ein Standort Nähe Ku´damm gesucht), dann muss noch deutlicher werden, dass das Youghurt zweigleisig fährt: Dessert auf der einen, gesundes Food auf der anderen Seite. Beides ist in der Wahrnehmung unter einen Hut zu bringen, stimmig und glaubhaft. Doch es gibt schon jetzt optische Anknüpfungspunkte in der satte 145 Quadratmeter großen Location: Massivholz, Decken-Dekoration aus Esche-Rundholz und bequeme, orangefarbene Designstühle wirken schon anders als das oft sehr kühle, „pfefferminzige“ Interieur herkömmlicher Froyo-Läden.
Und ein neues Produkt von Youghurt, das ich schon mal testen durfte, bringt beide Produktwelten sogar zusammen: Der „Youghurtino“ aus geshaktem Frozen Yogurt und frisch gepresstem Orangensaft. Einem gut gemachten Lassi geschmacklich nicht unähnlich, sehr erfrischend. Lecker.
Update: Youghurt heißt jetzt Youfresh und ist in die Mall of Berlin umgezogen. Neue Adresse:
Youghurt in der Mall of Berlin
Leipziger Platz 12, 2. OG
10117 Berlin
www.you-fresh.de
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